Mit einem weiten Blick beschreibt die Ausstellung „Jüdische Beziehungsgeschichten“ des Hauses der Geschichte Baden-Württemberg das oft leidvolle Verhältnis von Juden zu ihren christlichen, deutschen Nachbarn am Beispiel der Stadt Laupheim (Landkreis Biberach). Die 144 Exponate der Ausstellung im Museum zur Geschichte von Christen und Juden in Laupheim, das früher eine der größten jüdischen Gemeinden in Württemberg war, stellten keine „Sondergeschichte“ des Judentums dar, sondern beleuchteten den jahrhundertealten gemeinsamen Weg von Christen und Juden, sagte die Direktorin des Hauses der Geschichte, Paula Lutum-Lenger, am Mittwoch bei einem Mediengespräch zur Eröffnung der Ausstellung.
Deshalb zeige die Ausstellung, wo sich Freundschaften und das Zusammenwachsen zwischen Juden und Christen entwickelt haben, aber auch die Trennlinien, Ausgrenzung und der verhängnisvolle Antisemitismus. Durch diese inhaltliche Ausrichtung werde das Laupheimer Museum ein „deutschlandweit bedeutsamer Lern- und Erinnerungsort“, erklärte die Geschichtshaus-Direktorin Lutum-Lenger. Wie Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) in einer Video-Botschaft hervorhob, ist die Ausstellung hochaktuell in einer Zeit, in der Antisemitismus wieder wachse, Hass, Gewalt und stereotype Verschwörungsmythen wieder zutage träten.
Neben den Exponaten im Museum umfasst die Dauerausstellung, die anlässlich des 300. Jubiläums des jüdischen Lebens in Laupheim auf die Beine gestellt wurde, auch eine multimediale App zu historischen Originalschauplätzen in der Stadt. Dazu gehört der jüdische Friedhof auf dem „Judenberg“, das einstige Kaufhaus Einstein und das Geburtshaus von Karl Lämmle (1867-1938). Lämmle wanderte 1912 in die USA aus und machte dort Karriere als Filmproduzent und Mitbegründer von Hollywood. Auch als Chef der Filmgesellschaft Universal Pictures hielt Lämmle engen Kontakt zu seiner Geburtsstadt Laupheim, in der Nazi-Zeit ermöglichte er 300 verfolgten deutschen Juden durch Bürgschaften die Flucht in die USA.
An den Kosten der Dauerausstellung in Höhe von etwas über 1,56 Millionen Euro haben sich den Angaben zufolge neben der Stadt Laupheim auch das Bundesförderprogramm „Investitionen für nationale Kultureinrichtungen in Deutschland“ mit 625.000 Euro beteiligt, weitere Mittel kamen von der Kreissparkasse Biberach und der Laupheimer Bürgerstiftung. (0154/ 24.01.2024)