Die Geschichte der Kassenärzte in der Nazizeit steht von Freitag an in Berlin im Mittelpunkt einer neuen Ausstellung. Unter dem Titel „Systemerkrankung. Arzt und Patient im Nationalsozialismus“ geht es um die Gleichschaltung der ärztlichen Standesorganisationen und die Verdrängung jüdischer und oppositioneller Ärzte, wie die Technische Universität Berlin am Dienstag mitteilte. Weitere Themen sind Zwangssterilisationen, Krankenmorde, Experimente an Menschen in Konzentrationslagern und die medizinische Versorgung während des Zweiten Weltkriegs.
Präsentiert wird die als Wanderausstellung konzipierte Schau erstmals vom Zentrum für Antisemitismusforschung an der TU und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). Die im Haus der KBV zu sehende Ausstellung markiere den Abschluss eines 2018 von der Ärzteorganisation initiierten Forschungsprojekts zur Geschichte ihrer Vorgängerorganisation. Die Kassenärztliche Vereinigung war demnach in der NS-Zeit maßgeblich an der Entrechtung jüdischer und oppositioneller Kassenärzte beteiligt.
Die Ausstellung kombiniert den Angaben zufolge historische Dokumente, Fotografien und Videos mit Interviews jüdischer Ärzte oder deren Nachfahren. Anhand konkreter Schicksale werde die Geschichte lebendig. Auch bislang unbekannte Aspekte, wie etwa das Aushöhlen der ärztlichen Schweigepflicht durch die NS-Gesetzgebung würden thematisiert. Dazu gibt es Medienstationen. Erzählt wird etwa die Geschichte von Ella Lingens, die als Häftlingsärztin im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau unter extremen Bedingungen arbeitete.