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Ausstellung: Fotografin Andujar zeigt gefährdete Welt der Yanomami

Die Ausstellung „Claudia Andujar – The End of the World“ präsentiert eine Auswahl der wichtigsten Werke der brasilianischen Fotografin und Aktivistin Claudia Andujar. Die Schau ist von Freitag (9. Februar) bis 11. August im Phoxxi der Hamburger Deichtorhallen Hamburg zu sehen. „Die Fotografin selbst hat sich mehr als Aktivistin gesehen, die auch heute noch ein Vorbild für viele politisch motivierte Künstlerinnen und Künstler ist“, sagte der Kurator der Ausstellung, Viktor Hois, bei der Vorstellung der Schau am Donnerstag.

Die in der Schweiz geborene 93-Jährige zählt zu den bedeutendsten Vertreterinnen der künstlerisch-dokumentarischen Fotografie Südamerikas. Seit den 1970er-Jahren nutzt sie die Fotografie, um auf soziale Ungerechtigkeiten aufmerksam zu machen und die Rechte indigener Gemeinschaften zu verteidigen. Die Schau zeige das breite Spektrum dieser „beeindruckenden Persönlichkeit, die schon vor Jahrzehnten mit Infrarotfilmen und Projektionen experimentierte“, sagte Hois.

Nach ihrer Flucht vor den Nationalsozialisten zog Andujar nach Brasilien und begann dort ihre Karriere als Fotojournalistin. Hois: „Sie sieht die Fotografie als Form der Kommunikation und kämpfte mit ihren Bildern gegen Diktatur und Gewalt in ihrer neuen Heimat.“ In den 1970er-Jahren zog sie zu einer indigenen Gemeinschaft der Yanomami im Amazonas. Fotos machte sie erst später. „Sie wollte erstmal das Leben und die Denkweise der Menschen kennenlernen.“ Dadurch habe sie eine besondere Nähe zu den Yanomami im Norden Brasiliens entwickelt.

Sie dokumentierte das tägliche Leben der indigenen Gemeinschaft, ihre verfremdeten Fotos der „Traumbilder“-Serie spiegeln die Nähe der Menschen zur Natur wider. Sie fotografierte bei der Vorbereitung zu Festen und Ritualen, zeigte aber auch die Konflikte durch Bergbau, Vertreibung und Krankheiten, mit denen die Yanomami immer noch konfrontiert sind. Im Rahmen ihres Engagements zum Schutz der indigenen Gemeinschaften sind über 60.000 Fotografien entstanden.

Dabei setzte sich Andujar nicht nur künstlerisch für die Yanomami ein, sondern wurde auch zu einer vehementen Anwältin für die Rechte der indigenen Gemeinschaft und war 1978 Mitgründerin der Nichtregierungsorganisation „CCPY“. Ein Erfolg: 1992 wurde ein zusammenhängendes Gebiet unter dem Namen „Yanomami-Park“ den indigenen Gemeinschaften zugesprochen.

Trotzdem arbeiten heute noch Tausende Goldsuchende illegal im Territorium der Yanomami, dazu kommen Landrodungen für Bergbau oder Viehwirtschaft und die Verbreitung von eingeschleppten Krankheiten wie Malaria und Covid-19. „Andujars Engagement hat leider nichts von der Aktualität verloren. Wenn das nicht aufhört, ist es das Ende dieser besonderen Welt“, sagte der Kurator.

Für ihre künstlerische Arbeit und ihr soziales Engagement erhielt Andujar zahlreiche Auszeichnungen, darunter die Goethe-Medaille. Ihre Werke werden weltweit in renommierten Museen wie dem Moma in New York ausgestellt. Im Juni 2024 kommt ein Dokumentarfilm über Andujar in die Kinos, die Uraufführung ist im Rahmen der Deichtorhallen-Ausstellung im Mai in Hamburg geplant.