Bonn – Die Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe kritisiert den Umgang mit Flüchtlingen in den Aufnahmeeinrichtungen. Bei der Registrierung würden den Menschen ihre Papiere abgenommen, um sie auf Echtheit zu überpüfen, sagte Karin Asboe, Diakonie-Referentin für Flüchtlingsarbeit, in Bonn. Häufig könnten die Papiere dann nicht aufgefunden werden, wenn der Asylbewerber weiterreise oder abgeschoben werde. Das seien „keine Einzelfälle, sondern die Regel“. Minderjährige Flüchtlinge könnten damit nicht mehr ihr Alter beweisen.
Als eine Form von Rassismus rügte Asboe, dass die Flüchtlinge bei medizinischen Untersuchungen so behandelt würden, als seien sie alle Krankheitsträger. Verbesserungswürdig sind nach Ansicht der Flüchtlingsexpertin auch die Beratungen in den Einrichtungen. Vielfach würden Asylbewerber nicht darauf hingewiesen, dass sie direkt am ersten Tag mitteilen müssten, ob sie Angehörige im Bundesgebiet haben und in ihrer Nähe untergebracht werden wollen. Erfolge diese Information erst später, sei eine Umverteilung schwierig und dauere manchmal Jahre.
Der Flüchtlingsrat NRW kritisierte die Größe von Aufnahmeinrichtungen mit teilweise über tausend Plätzen. Fehlende Privatsphäre und aggressive Stimmung unter den Bewohnern könnten die Folge sein, sagte Geschäftsführerin Birgit Naujoks auf einer Tagung der Evangelischen Akademie im Rheinland in Bonn unter der Überschrift „Solidarität mit Flüchtlingen – in NRW und in Europa“. Zudem komme es bei sehr großen Einrichtungen zu Akzeptanzproblemen in der Bevölkerung.
Von Januar bis Mitte Oktober wurden in Nordrhein-Westfalen etwa 126 500 Flüchtlinge registriert. Bundesweit seien es etwa 566 000 Menschen gewesen, sagte Carola Holzberg, leitende Ministerialrätin der Gruppe Ausländerangelegenheiten im NRW-Innenministerium. Derzeit gibt es in NRW 251 Notunterkünfte mit rund 53 000 Plätzen. In den 21 zentralen Unterkünften befinden sich knapp 10 000 Menschen. In den fünf Erstaufnahmeeinrichtungen leben etwa 2700 Menschen. epd
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