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Auf krummen Wegen geradeaus

Der Lebens- wie auch der Berufsweg als Pfarrperson war bei den Kolleg-Teilnehmenden geprägt von Umbrüchen und Herausforderungen. „Gott schreibt auch auf krummen Linien gerade“ zitiert ein Teilnehmer.

Beim Bilanzieren hilft es, schriftlich und bildlich zurückzublicken.
Beim Bilanzieren hilft es, schriftlich und bildlich zurückzublicken.Peter Böhlemann

Das ist die erste Bilanz eines Pastoralkollegs, zu dem die westfälische, rheinische und lippische Landeskirche und die Reformierte Kirche zum dritten Mal eingeladen hatten. Ein Kolleg, um Bilanz zu ziehen über den eigenen Weg als Pfarrerin oder Pfarrer. Nach 10, 20 oder 30 Jahren im Dienst werden sie eingeladen, um für fünf Tage gemeinsam zurückzublicken auf ihr bisheriges berufliches Leben und um auf die Zeit zu blicken, die noch vor ihnen liegt.

Für die Jahre, die kommen, sollen sie Stärkung und Orientierung erfahren auf einem Weg, der viel Unbekanntes bringt. Denn so wie die Gesellschaft in vielfältigen Umbrüchen steckt, so wird dies auch für die Kirche und besonders für das Pfarramt der Zukunft gelten. Zu den vielen Unwägbarkeiten des bisherigen Berufsweges werden weitere neue Herausforderungen kommen. „Selbst 20 Jahre in der gleichen Gemeinde gearbeitet zu haben bedeutet nur wenig Kontinuität und nie Stillstand“, bringt es ein Teilnehmer auf den Punkt.

Reflexion von Höhepunkten und Durststrecken

Um in diesen wechselvollen Zeiten den eigenen Kurs nicht zu verlieren und sich selbst und die Gemeinden besser durch die kommenden Unwägbarkeiten manövrieren zu können, stellt Trainerin Carola Kalitta-Krämer den Pfarrerinnen und Pfarrern mit 10 und 20 Jahren Diensterfahrung das „Zürcher Ressourcenmodell“ vor, das helfen kann, sich besser auf die eigenen Ziele, Bedürfnisse und Gaben zu fokussieren.

Auch die älteren Kolleginnen und Kollegen mit 30 Jahren Berufserfahrung blicken zurück und nach vorn. Sie reflektieren Höhepunkte und Durststrecken des eigenen Dienstes und diskutieren über praktische Fragen des Ruhestands. Auch das Kirchenverständnis treibt sie um, verbunden mit der Frage, in welcher Kirche sie sich als Emerita oder Emeritus mit ihren Kompetenzen weiter einbringen möchten.

Präses Kurschus und Präses Latzel hören zu

An einem Nachmittag sind auch die leitenden Geistlichen der beiden größeren Landeskirchen vor Ort, um mit den Pfarrerinnen und Pfarrern über ihre Erfahrungen im Beruf ins Gespräch zu kommen. Präses Annette Kurschus aus Westfalen und Präses Thorsten Latzel aus dem Rheinland geben Einblick in ihre Perspektiven auf die Zukunft der Kirche. Vor allem aber sind sie gekommen, um zuzuhören, die Erfahrungen aus vielen Berufsjahren aufzunehmen, und um im Namen der Kirche Danke zu sagen für den engagierten Dienst in diesem Beruf.

„Wo es wirklich hingeht mit der Kirche, wissen sie im Landeskirchenamt letztlich auch nicht“, so fasst eine Teilnehmerin das Gespräch mit den Präsides zusammen, „aber das ehrliche und offene Gespräch hat gutgetan. Und auch die Wertschätzung“.

Das gemeinsame Erleben steht im Vordergrund

Als Dankeschön wird gemeinsam gefeiert mit Gegrilltem im Hof von Haus Villigst und einem literarisch-musikalischen Abendprogramm. Das gemeinsame Erleben steht beim Rückblick auf die Tage im Vordergrund: Der Austausch untereinander, von den Erfahrungen der anderen zu hören, das gemeinsame geistliche Leben mit Andachten und Innehalten. Diese Erfahrung weckt für einige wieder die Lust am Dienst im Pfarramt und das Staunen über die Vielfalt und Lebendigkeit dieses Berufes.

„Meinen Fokus auf Enttäuschungen lasse ich hier“, sagt ein Pfarrer aus einer Einzelpfarrstelle. „Ich freue mich über die Vielfalt und den Reichtum an so tollen Menschen in der Kirche.“