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Apotheker beklagen Störungen und Totalausfälle beim E-Rezept

Störungen und Totalausfälle – Mit dem E-Rezept gibt es derzeit große Probleme. Der Apothekerverband stellt Vergleiche mit der Deutschen Bahn an. Und fordert schnelle technische Lösungen.

Die Apotheker in Deutschland kritisieren fortlaufende Störungen und Totalausfälle beim elektronischen Rezept. Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände forderte ebenso wie die Deutsche Stiftung Patientenschutz am Freitag die zuständige bundeseigene Digitalagentur Gematik nachdrücklich auf, die Stabilität deutlich zu verbessern.

“Das E-Rezept läuft der Deutschen Bahn in Sachen Unzuverlässigkeit den Rang ab”, sagte Verbandschef Thomas Preis dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). “Ein ausgefallener Zug ist ärgerlich, aber ein nicht abrufbares E-Rezept kann erhebliche Konsequenzen für die Gesundheit von Menschen haben”, fügte er hinzu.

Zuletzt hatte es am Mittwoch bundesweit Störungen beim E-Rezept gegeben. Preis sagte, alleine in den vergangenen beiden Wochen sei es an fünf Tagen zu Komplettausfällen oder erheblichen Beeinträchtigungen im E-Rezept-System oder der dahinter liegenden Telematikinfrastruktur gekommen. Jedes Mal seien zehntausende Patienten betroffen. “Zur Digitalisierung des Gesundheitswesens gibt es keine Alternative. Aber diese Unzuverlässigkeit ist nicht hinnehmbar”, sagte Preis.

Der Verbandschef sagte, die Gematik müsse dafür sorgen, dass Apotheken und Arztpraxen in einem stabilen System arbeiten könnten. “Die Ausfallsicherheit des Systems muss wesentlich verbessert werden”, forderte er. Zudem mahnte er flexible Regeln für den Fall des Versagens des Systems an: “Bei Ausfällen brauchen Apotheken mehr Handlungsfreiheiten, um Patientinnen und Patienten trotzdem schnell und unbürokratisch mit notwendigen Medikamenten zu versorgen.”

Auch die Deutsche Stiftung Patientenschutz forderte mehr Stabilität und Verlässlichkeit. Vorstand Eugen Brysch forderte am Freitag im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) auf, konkrete Maßnahmen umzusetzen. “Leidtragende der Störungen beim E-Rezept sind zuallererst Patienten. Pflegebedürftige und immobile Menschen trifft es aber ganz besonders hart”, sagte Brysch. Um an ihre Medikamente zu kommen, müssten sie dann bei Problemen oft zur Arztpraxis zurück und sich dort ein Papierrezept ausstellen lassen. “Deshalb müssen Taxischeine in solchen Fällen von den Krankenkassen bezahlt werden.”

Zudem forderte die Stiftung die Einrichtung eines E-Rezept-Radars, durch den Ärzte sofort darüber informiert werden, ob eine Systemstörung vorliegt und dementsprechend sofort Papierrezepte ausgegeben werden müssen. Die Gematik solle zudem einen monatlichen Störungsbericht vorlegen.

Das E-Rezept ist seit Januar 2024 für verschreibungspflichtigeMedikamente verpflichtend. Allein im vergangenen Jahr wurden 512 Millionen elektronische Rezepte eingelöst.