Mit Gebeten und Gedenkveranstaltungen wollen Gemeinden der Evangelischen Landeskirche Anhalts an die Reichspogromnacht vor 85 Jahren erinnern. Dazu sind am 9. November mehrere Gedenkveranstaltungen gemeinsam mit Kommunen und jüdischen Gemeinden geplant, teilte die Landeskirche am Donnerstag in Dessau-Roßlau mit.
In Dessau-Roßlau wird es an der Gedenkstele Askanische Straße / Kantorstraße, dem Standort der früheren Synagoge, eine Gedenkveranstaltung mit Oberbürgermeister Robert Reck, Landrabbiner Daniel Fabian sowie Vertretern der Jüdischen Gemeinde und der Dessauer Kirchengemeinden geben. Auf dem Grundstück war Ende Oktober der Neubau einer Synagoge eröffnet worden – das erste neu gebaute jüdische Gotteshaus in Sachsen-Anhalt seit der Wiedervereinigung.
Ebenso ist an der Kirchenruine St. Nicolai in Zerbst ein Gedenken geplant. An einer der Stelen der kriegszerstörten Kirche ist die mittelalterliche Schmähplastik einer „Judensau“ zu sehen. Anfang Juni war dort ein Gegendenkmal als Zeichen gegen Antisemitismus enthüllt worden.
In Anhalt blieben nach Angaben der Landeskirche nur die Synagogen in Gröbzig und Wörlitz erhalten, dort habe es jedoch schon lange keine Gemeinden mehr gegeben. Die Synagogen in Zerbst und Coswig, Dessau und Jeßnitz, Köthen, Bernburg und Sandersleben wurden geplündert und niedergebrannt, die jüdischen Gemeinden vernichtet. Der letzte anhaltische Landesrabbiner, Isidor Walter, kam gemeinsam mit seiner Frau 1943 im KZ Theresienstadt ums Leben. Heute gibt es wieder mehrere jüdische Gemeinden in Sachsen-Anhalt.