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„Angst ist keine christliche Tugend“

Evangelikale beklagen Stimmengewinne des Front National

PARIS – Der Wahlerfolg der französischen rechtspopulistischen Partei Front National zeigt, wie sehr sich das Land von seinen christlichen Wurzeln entfernt hat. Dieser Ansicht ist der Stellvertretende Vorsitzende des Nationalen Rates der Evangelikalen Frankreichs, Daniel Liechti (Paris). Bei den Regionalwahlen am 6. und 13. Dezember hatte der Front National erhebliche Stimmengewinne erzielt.
Liechti zufolge ist den meisten Franzosen nicht bewusst, dass die vom Front National vertretenen Positionen mit denen der Bibel kaum vereinbar seien. Doch Angst – vor dem Zustrom von Flüchtlingen, vor dem wachsenden Selbstbewusstsein französischer Muslime und vor einer multikulturellen Gesellschaft – sei keine christliche Tugend, sagte Liechti der evangelischen Nachrichtenagentur idea. Hinter Fremdenfeindlichkeit und Nationalismus stehe ein heidnisches Menschenbild. Der Protest vieler Franzosen richte sich auch gegen gesellschaftsverändernde Initiativen der sozialistischen Regierung, etwa die Aufwertung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften und die Befürwortung von Euthanasie.
Frankreichs Evangelikale, die etwa ein Prozent der rund 66 Millionen Einwohner ausmachen, wollen der Entwicklung nicht tatenlos zusehen. Sie seien überzeugt, dass das Evangelium von Jesus Christus die beste Antwort auf die gegenwärtigen Herausforderungen sei, sagt Liechti. Mit Wort und Tat wolle man sich verstärkt für christliche Werte einsetzen. Anstatt den Politikern Ratschläge zu geben, wie viele Flüchtlinge das Land verkraften könne, kümmere man sich um die, die bereits da sind. Zahlreiche der etwa 2200 evangelikalen Gemeinden engagierten sich für die Integration von Fremden. Dadurch zeigten sie, wie wichtig das Christentum für die Gesellschaft sei. Auch bemühten sie sich, das christliche Menschenbild wieder bekannt zu machen. „Wir werben für Verantwortung vor Gott und für Liebe zum Nächsten, um Angst und Hass aus den Köpfen zu treiben“, so Liechti. Zudem sollen weitere Gemeinden gegründet werden. idea