Im Iran sind laut Amnesty International 2023 so viele Menschen hingerichtet worden wie seit Jahren nicht mehr. In einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht dokumentiert die Menschenrechtsorganisation 853 Hinrichtungen für das vergangene Jahr. Das sei ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu 2022 und die höchste Zahl seit 2015. Der stellvertretende Amnesty-Generalsekretär in Deutschland, Christian Mihr, forderte „spürbare diplomatische Konsequenzen“.
„Die internationale Gemeinschaft sowie die Bundesregierung müssen sich für ein Hinrichtungsmoratorium mit dem Ziel der endgültigen Abschaffung der Todesstrafe einsetzen“, sagte Mihr. Blieben Konsequenzen aus, würden sich die iranischen Behörden ermutigt fühlen, in den kommenden Jahren weitere Tausende Menschen ungestraft hinzurichten.
Die Zahl der Exekutionen im Jahr 2023 wurde laut dem Amnesty-Report „Don’t Let Them Kill Us“ zuletzt 2015 übertroffen. Damals waren im Iran binnen eines Jahres 977 Menschen hingerichtet worden. Mehr als die Hälfte der Hinrichtungen (481) standen 2023 dem Bericht zufolge im Zusammenhang mit Drogendelikten.
Von dem Anstieg der vollstreckten Todesurteile sind dem Bericht zufolge aber auch Demonstrierende sowie Oppositionelle betroffen. So seien etwa sechs Männer im Kontext der Massenproteste von 2022 hingerichtet worden. Angesichts von 95 dokumentierten Exekutionen seit Beginn dieses Jahres warnte die Menschenrechtsorganisation vor einer Fortsetzung der „Tötungsserie“.
Offizielle Statistiken zu Hinrichtungen werden laut Amnesty von den iranischen Behörden nicht veröffentlicht. Für den Bericht hat die Organisation nach eigenen Angaben mit iranischen und kurdischen Menschenrechtlern zusammengearbeitet. Die Dunkelziffer der Hinrichtungen könnte höher liegen.