Kinder sollten nach Einschätzung des Leiters der Caritas Altenhilfe Berlin, Christoph Girlich, darauf achten, ihre Eltern im Alter nicht zu bevormunden. “Ich erlebe immer wieder, dass Angehörige mit ihren Eltern umgehen, als wären diese ihre eigenen Kinder”, sagte der Einrichtungsleiter eines Berliner Seniorenheims am Dienstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin. “Solange keine Selbst- oder Fremdgefährdung vorliegt, muss man den Eltern zugestehen, dass sie Angebote ablehnen und sich anders entscheiden, als man selbst es tun würde.”
Er verstehe, dass Angehörige sich Sorgen machten. “Solange aber keine Erkrankung wie etwa eine Demenz vorliegt, kann ein alter Mensch – wie jeder andere auch – selbst entscheiden, wofür er sein Geld ausgibt”, sagte Girlich.
Es sei wichtig, die alten Leute mitzunehmen und auf einen Weg zu führen, den sie akzeptieren könnten. “Wir spüren von den Angehörigen allerdings oft sehr viel Druck; die besorgten Angehörigen wollen möglichst viel auf einmal verändern.” Dabei sei es wichtig, zunächst nur ein konkretes Thema anzusprechen und den alten Menschen niederschwellige Angebote zu machen.
Viele Menschen hätten Angst vor dem Verlust ihrer Unabhängigkeit, wenn sie älter würden. “Deshalb ist es besonders wichtig, liebevoll mit ihnen zu sprechen”, so Girlich.
Da bei den meisten Menschen das Älterwerden und der steigende Hilfsbedarf ein längerer, schleichender Prozess sei, sei es sinnvoll, die Hilfe in kleinen Schritten aufzubauen. “Das kann auch von den alten Menschen leichter akzeptiert werden”, sagte der Experte. Weiter empfahl er, nicht unvorbereitet in ein Gespräch mit den Angehörigen zu gehen, gleich welches Hilfsangebot – ob Haushaltshilfe oder Essen auf Rädern – man ihnen vorschlagen wolle.
Dass viele ältere Menschen ungern auf das Autofahren verzichten wollten, liege auch daran, “dass viele alte Menschen keine echte Alternative zum Autofahren haben, wenn sie Arztbesuche oder Besorgungen erledigen wollen.” Deshalb solle man unbedingt überlegen, ob es nicht jemanden im näheren Umfeld gebe, der unterstützend tätig werden könne.