Hamburg. Über Jahrzehnte hinweg war der kleine Ort Niendorf Zankapfel zwischen Hamburg und Dänemark. Erst der „Gottorfer Vergleich“ im Jahre 1768 brachte eine Einigung. Zwei Jahre später, am 14. November 1770, konnte die achteckige Kirche im damals noch holsteinischen Niendorf eingeweiht werden. Heute ist Niendorf ein belebter Stadtteil im Nordwesten Hamburgs. Mit einem Jahr Verspätung, am 1. Advent (28. November, 10 Uhr), feiert die Gemeinde den Festgottesdienst zum 250-jährigen Bestehen ihrer denkmalgeschützten Kirche mit Bischöfin Kirsten Fehrs. Eine Chronik ist bereits erschienen.
Vor Einweihung der Niendorfer Kirche 1770 waren die Dörfer der Region Teil des Hamburger Kirchspiels Eppendorf mit seiner schmucken St. Johanniskirche. Problematisch war nur, dass Niendorf mit seinen 38 Häusern sowie Schnelsen, Stellingen, Lokstedt, Hummelsbüttel und Eidelstedt zur Grafschaft Holstein zählten und damit dem dänischen König unterstanden. Der Hamburger Rat und die dänische Krone stritten heftig um Geld, Ämter und Einfluss, ehe der „Gottorfer Vergleich“ 1768 Entspannung brachte.
Laut Chronik stand die Niendorfer Kirche auf einer Erhebung, so dass man von dort bis Hamburg sehen konnte. Heute steht sie an einer siebenspurigen Verkehrsader in Sichtweite der zentralen Einkaufsmeile. Fünf Stunden dauerte der Festgottesdienst am 14. November 1770, davon allein eine Stunde für die Predigt. 563 Plätze bot die neue Kirche, Frauen und Männer saßen noch getrennt. Finanziert wurde die Kirche zum größten Teil durch reiche Familien, die sich einen festen Platz in der Kirche kaufen konnten.
Die achteckige Form der Kirche war seinerzeit durchaus üblich
Vorteil ist, dass alle Gottesdienstbesucher den Altar und die Kanzel sehen können. Vorbild war die Kirche von Hörnerkirchen, 35 Kilometer weiter nördlich. Später endete die Dänen-Zeit und 1866 wurde Niendorf preußisch. Erst 1937 kam es mit dem Groß-Hamburg-Gesetz zu Hamburg. Mittlerweile gibt es auf dem Gebiet der einstigen Gemeinde Niendorf sieben Tochter- oder sogar Enkel-Gemeinden.
Den Zweiten Weltkrieg hat die Kirche einigermaßen unbeschadet überstanden. Bei dem verheerenden Luftangriff „Gomorrha“ im Sommer 1943 gingen lediglich die Fenster kaputt. Die Brandwachen löschten mehrere Brandbomben. 1940 wurde sie unter Denkmalschutz gestellt, was den Vorteil hatte, dass die Orgel nicht abgebaut werden musste. Auch von der Glockenspende 1942 blieb die Kirche verschont.