Bardowick/Hannover. Ruben (7) und Rasmus (4) wenden die mundgerecht geschnittenen Wurststückchen in der Pfanne. Antje Thöneböhn stellt schon mal die Rosenkohl-Quiche auf den Abendbrotstisch der Mietwohnung in Bardowick bei Lüneburg. "Was Gesundes", sagt sie. "Aber klar, alles vom Discounter. Darüber brauch ich gar nicht nachzudenken." Zwar arbeitet die alleinerziehende Mutter in Teilzeit knapp 30 Stunden die Woche, große Sprünge sind aber nicht drin. Und die Sozialpädagogin hat noch schlechtere Zeiten erlebt, als sie die Familie ein Jahr lang mit Hartz IV über die Runden bringen musste.
"Ein normales Existenzminimum ist das nicht", beschreibt die 35-Jährige die Phase, in der sie über die Elternzeit hinaus nur für die kleinen Söhne da sein wollte und deshalb die Sozialleistung bezog. "Da ist man ab der Monatsmitte darauf angewiesen, dass Verwandte noch mal Brot oder Käse mitbringen." Anders als bei Paaren, die gemeinsam Zeit und Geld einbringen können, sind viele Alleinerziehende bei der Sorge um die Kinder auf sich gestellt. Die Arbeit in Teilzeit ist dann eine Chance, Familie und Beruf vereinbaren zu können. Doch das Einkommen reicht oft nicht. Alleinerziehende sind Jongleure des Alltags.
Mehr Geld vom Staat
Mittlerweile gibt es in jeder fünften Familie in Deutschland nur einen Elternteil. Ganz überwiegend sind es die Mütter, die für die Kinder sorgen. Rund 61 Prozent von ihnen arbeiten laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung, davon viele in Teilzeit. Doch fünfmal häufiger als Paarhaushalte mit Kindern sind sie auf Sozialleistungen angewiesen. Jedes zweite Kind, das diese Leistungen bezieht, hat eine alleinerziehende Mutter oder einen alleinerziehenden Vater. Kinderarmut in Deutschland ist damit wesentlich auf die Armut von Alleinerziehenden zurückzuführen.
Wenn der getrennt lebende Elternteil – zumeist der Vater – keinen Unterhalt zahlen kann oder will, wirkt sich das deutlich aus, sagt Antje Funcke, eine der Autorinnen der Studie. Dass ab Juli der Unterhaltsvorschuss vom Staat ausgeweitet werden soll, sei deshalb ein Schritt, der vielen helfe. "Das reicht aber nicht in allen Fällen aus, um die Existenz der Kinder zu sichern." Familien im Hartz-IV-Bezug blieben weiter arm, denn das Geld werde auf die bisherigen Leistungen angerechnet. Unter anderem Aufstockerinnen, die brutto mindestens 600 Euro im Monat verdienten, hätten dagegen Anspruch auf den Unterhaltsvorschuss für ihre Kinder und am Ende mehr Geld.
Auch für Antje Thöneböhn kommt die Gesetzesänderung gerade recht. Der Vater ihrer Kinder zahlt keinen Unterhalt. Seit Rubens Geburt hat sie Unterhaltsvorschuss bekommen, zuletzt aber nur für den jüngeren Sohn Rasmus. Auf sechs Jahre pro Kind war die Unterstützung vom Staat bisher begrenzt. Vor einem Jahr endete deshalb der Anspruch für ihren Älteren. "Das war ein mittelschweres Drama", sagt die Mutter. Denn wenig später kam Ruben zur Schule und mit Ranzen und Co wurden die Anschaffungen richtig teuer. Ab Juli soll nach der Gesetzesänderung der staatliche Unterhaltsvorschuss bis zum 18. Lebensjahr des Kindes fließen können.