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Alle guten Dinge sind vier – wenn‘s hotzenplotzt

Kleine und große Fans lieben den Kinderbuchklassiker „Räuber Hotzenplotz“ von Otfried Preußler. 45 Jahre nach dem letzten Band ist jetzt die bislang unbekannte Geschichte „Räuber Hotzenplotz und die Mondrakete“ erschienen

IllustrationThorsten Saleina

In Holland heißt er Hossekloss, in Spanien Saltodemata und in Dänemark Runkeldunk: Der „Räuber Hotzenplotz“ gehört nicht nur in Deutschland zu den bekanntesten Kinderbuchfiguren, sondern auch weltweit. Sogar ins Japanische, Chinesische oder Koreanische wurden die Abenteuer des gefährlich aussehenden, aber etwas einfältigen Räubers – an dessen Gürtel sieben Messer und ein Säbel befestigt sind – übersetzt.
Der „Räuber Hotzenplotz“, dessen drei erste Bände zwischen 1962 und 1973 erschienen sind, gilt als klassische Kasperlgeschichte. Die Bände wurden weltweit mehr als acht Millionen Mal verkauft, allein in Deutschland 5,5 Millionen Mal.
45 Jahre nach den ersten drei Bänden ist jetzt ein nach Verlagsangaben neues Abenteuer des Kinderbuchklassikers erschienen. Mit dem Titel „Räuber Hotzenplotz und die Mondrakete“ will der Thienemann Verlag (Stuttgart) an den 95. Geburtstag des am 20. Oktober 2013 in Prien verstorbenen Kinder- und Jugendbuchautors Otfried Preußler erinnern.
Und das, obwohl der Autor auf den ersten Seiten des dritten Bandes schrieb: „Dies ist die endgültig letzte Kasperlgeschichte von Otfried Preußler.“ Ursprünglich wollte er sogar nur ein einziges lustiges Buch – „nur so zum Spaß“ – über den Halunken schreiben, den er nach einem Städtchen in Mährisch-Schlesien nannte.
So neu, wie der Verlag sagt, ist die Erzählung anscheinend nicht. Denn nach einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ ist die Geschichte bereits 1969 als Bühnenstück erschienen, in dem von Preußler herausgegebenen Band „Puppenspiele 9“. Dort hatte es den Titel „Vater Mond darf nicht krank sein“, wie der Verlag der Zeitung bestätigte.
Die Tochter des Autors, Susanne Preußler-Bitsch, hatte das vor 50 Jahren entstandene Manuskript des unterdessen vergessenen Bühnenstücks „Die Fahrt zum Mond“ im Nachlass ihres Vaters entdeckt, und daraus ein „erzähltes Kasperlethea­ter zwischen zwei Buchdeckeln“ gemacht – auch sie wusste anscheinend nichts von einer früheren Publikation.
Wie in den ersten drei Geschichten auch, unterstützen Kasperl und Seppel im neuen Buch den Wachtmeister Dimpfelmoser, nachdem Hotzenplotz aus dem Gefängnis ausgebrochen ist. Ihre Idee: Sie wollen den Räuber mit Hilfe einer selbst gebauten Mondrakete anlocken und dafür sorgen, dass der ihre Großmutter nie mehr erschrecken kann.
Sein unverkennbares Aussehen mit seinem struppigen schwarzen Bart, der riesigen Hakennase und seinem Schlapphut, verdankt Hotzenplotz dem Zeichner Franz Josef Tripp, der ihn 1962 noch schwarz-weiß zeichnete. Den vierten Band hat Thorsten Saleina inspiriert vom Original neu und farbig illustriert.
Auch als Filmheld machte Hotzenplotz Karriere: Ab 1967 war er im Fernsehen im Marionettentheater der Augsburger Puppenkiste zu sehen. 1974 kam der Räuber, gespielt von Gerd Fröbe, dann auch ins Kino.
Preußler, Jahrgang 1923, stammte aus Reichenberg in Böhmen. Nach Krieg und Gefangenschaft kam er nach Oberbayern, wo er bis 1970 Volksschullehrer war. Im Jahr 1956 erschien „Der kleine Wassermann“, 1962 dann der „Räuber Hotzenplotz“. „Krabat“ – 1971 erstmals verlegt – erhielt den Deutschen und den Europäischen Jugendbuchpreis.
Preußler gilt als einer der bekanntesten deutschen Autoren. Seine mehr als 35 Bücher wurden nach Verlagsangaben in mehr als 50 Sprachen übersetzt, die weltweite Auflage beträgt mehr als 50 Millionen Exemplare. Seine Bühnenstücke zählen zu den meistgespielten Werken des zeitgenössischen Kindertheaters.
Dazu zählt selbstverständlich auch der „Räuber Hotzenplotz“. Die Theater-Uraufführung der neu entdeckten Geschichte soll am 11. November im Jungen Schauspielhaus in Düsseldorf stattfinden. Spätestens dann werden kleine und große Fans erfahren, ob sich Hotzenplotz noch einmal von Kasperl und Seppel überlisten lässt und wohin seine Reise mit der Mondrakete geht.

Otfried Preußler: Der Räuber Hotzenplotz und die Mondrakete. Thienemann Verlag, 64 Seiten, 12 Euro.