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Ahmadiyya

Ihr heiliges Buch ist der Koran, doch für strenge Muslime sind sie Ketzer: Ahmadis werden in islamischen Ländern oft diskriminiert. Etwa 40 Millionen Anhänger zählt die aus Nordindien stammende Glaubensgemeinschaft.

Die Ahmadiyya Muslim Jamaat (AMJ), kurz Ahmadiyya, ist eine Sondergemeinschaft des Islam, die 1889 von dem Islamgelehrten Mirza Ghulam Ahmad in der nordindischen Region Pandschab ins Leben gerufen wurde. Ihr Gründer bezeichnete sich als den vom Propheten Mohammed verheißenen Mahdi, der die Endzeit der Menschheit einleitet. Als Wiederkunft von Jesus, Krishna und Buddha in einer Person werde er alle Religionen unter dem Banner des Islam vereinen und mit Gott versöhnen. Mit dieser Botschaft sammelten er und seine Nachfolger (“Kalifen”) wachsende Gefolgschaft. Heute zählen nach Angaben der AMJ etwa 40 Millionen Menschen in rund 200 Ländern zu der Glaubensgemeinschaft.

Die Ahmadiyya versteht sich als missionarische Reformbewegung für einen betont friedlichen und dialogorientierten Islam unter dem Motto “Liebe für alle, Hass für keinen”. Die Todesstrafe für vom Glauben Abgefallene und die Verbreitung des Islams mit kriegerischen Mitteln lehnt sie ab. Bildung spielt in ihrem Weltbild eine wichtige Rolle, da moderne Wissenschaft und Religion aus ihrer Sicht kein Widerspruch sein können, bis hin zur Evolutionslehre. Daneben hält die Gemeinschaft sich eng an den Koran und die islamische Glaubenslehre.

Die Mehrheit der orthodoxen Muslime sieht die Ahmadis jedoch nicht als Gläubige, da sie Mohammed nicht als letzten von Allah gesandten Propheten verehren. 1974 erklärte die Islamische Weltliga sie zu Ketzern. Vor allem in ihrer Hochburg Pakistan kam es in der Folge zu massiver Verfolgung und Flucht. Hauptquartier und Sitz des fünften Ahmadi-Kalifen Mirza Masrur Ahmad ist heute London.

Kritiker werfen der AMJ vor, bei aller Dialogrhetorik einen rückwärtsgewandten, demokratiefeindlichen Islam zu vertreten. Ahmadis strebten letztlich eine Islamisierung der Welt auf Grundlage der Scharia an. Dabei verweisen sie besonders auf die strenge Trennung der Geschlechter und problematische Zitate zur Religionsfreiheit oder Homosexualität. Die Ahmadiyya weist solche Vorwürfe als unbegründet zurück.

In Deutschland, wo etwa 40.000 Ahmadis leben, gelten sie gemeinhin als gut integriert und unauffällig. In Hessen und Hamburg sind sie als Körperschaft des öffentlichen Rechts den Kirchen gleichgestellt.