Wenige Tage vor der Freischaltung des bundesweiten Organspenderegisters erwarten sich Deutschlands Chirurgen keine steigenden Spenderzahlen durch die Datenbank. “Nur, weil nun etwas in ein Register eingetragen werden kann, erklären sich nicht automatisch mehr Menschen zur Organspende bereit”, sagte der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH), Thomas Schmitz-Rixen. Er forderte eine verstärkte Aufklärung der Gesellschaft sowie die Einführung einer Widerspruchslösung bei der Organspende.
In Deutschland gilt derzeit die “erweiterte Zustimmungslösung”. Für die Organentnahme nach dem Hirntod eines Menschen ist die aktive Zustimmung des Betroffenen zu Lebzeiten, die Zustimmung eines engen Angehörigen oder eines Bevollmächtigten erforderlich. Bei einer Widerspruchslösung wäre jeder Bürger ein potenzieller Organspender – außer, er hat ausdrücklich widersprochen.
Organspende: 8.400 Deutsche auf Warteliste
Derzeit warten rund 8.400 Menschen in Deutschland auf ein neues Organ. Zugleich liegt die Bundesrepublik im internationalen Bereich bei der Zahl der Organspender auf den hinteren Rängen der Tabelle. Die Deutsche Stiftung Organtransplantation verzeichnete im Jahr 2023 insgesamt 965 Spender. In den 45 Transplantationszentren wurden bundesweit 2.985 gespendete Organe eingepflanzt.
“Die Lücke zwischen Spendern und Empfängern ist weiterhin viel zu groß”, bemängelt Schmitz-Rixen. “Mit jedem Tag, der bis zur Transplantation vergeht, verschlechtert sich der Zustand der Betroffenen und damit auch ihre Chancen auf ein gutes Ergebnis.”
Organspenderegister: Klarheit für Angehörige und Ärzte
Ab Montag kann jeder Bundesbürger ab 16 Jahren seinen Willen zur Organspende rechtssicher, freiwillig und kostenlos von zuhause im zentralen Organspenderegister hinterlegen. Voraussetzung ist allerdings, dass man über einen Personalausweis mit Onlinefunktion und PIN (eID) verfügt.
Schmitz-Rixen betonte, dass ein Organspenderegister mehr Klarheit für Angehörige und Ärzte schaffen kann, ob ein Patient zur Spende bereit ist. “Viele Menschen sind zwar zur Organspende bereit, dokumentieren das aber nicht”, so der Chirurg. “Insofern ist diese Möglichkeit ein Fortschritt.” Doch der Chirurg gibt zu bedenken, dass Jahre vergehen würden, bis sich eine tragfähige Zahl an Menschen eingetragen habe.
