Ein Feuer hat in der Nacht zum Mittwoch, 16. Oktober, die Turmspitze der Dionysiuskirche in Bremerhaven-Wulsdorf zerstört. „Uns fehlen die Worte, ganz ernsthaft“, sagt die Küsterin. „Der Schock ist riesengroß, das müssen wir erstmal verarbeiten.“ Das Kirchenschiff konnte gerettet werden, wertvolle Kunstgegenstände seien gesichert worden, teilte die Feuerwehr Bremerhaven mit. Die Dionysiuskirche aus dem 12. Jahrhundert gilt als das älteste Gotteshaus im heutigen Stadtgebiet von Bremerhaven.
„Als ich vor dem brennenden Kirchturm stand, hatte ich das Gefühl, es brennt alles ab“, schildert die Küsterin die Brandnacht. „Mein Pastor und ich standen hinter der Absperrung, von 11 Uhr abends bis drei Uhr früh, und haben zugeguckt. Wir konnten nichts machen.“ Zur Schadenhöhe konnte die Feuerwehr bisher keine Auskunft geben. Inzwischen steht fest: Der Brand ist wohl auf einen technischen Defekt zurückzuführen. Brandstiftung schließt die Polizei “mit hoher Wahrscheinlichkeit aus.
Freundin schickte WhatsApp: “Die Kirche brennt”
Eines steht schon fest: „Das Feuer ist ziemlich sicher oben im Turm ausgebrochen, wo die Gasheizung stand“, sagt Annegret Warnecke vom Kirchenvorstand. Sie bekam die schreckliche Nachricht per WhatsApp: „Die Kirche brennt!“, textete eine Freundin, die gegenüber der Kirche wohnt.
Um zwanzig vor elf blieb die Kirchturmuhr stehen – das ist noch zu erkennen. Erste Notrufe trafen gegen 23 Uhr bei der Feuerwehr ein. Nur wenige Minuten nach dem Eintreffen der ersten Einsatzkräfte schlugen Flammen aus dem Dach des Kirchturms und setzten den Dachstuhl schlagartig in Brand, sodass sie den Turm nicht mehr betreten konnten, heißt es von der Feuerwehr.
Ihrer Einschätzung nach gibt es aber im Kirchenschiff nur geringe Schäden durch das Löschwasser. Selbst die Orgel sei offenbar unbeschädigt. Die Verwüstung ist trotzdem nicht zu übersehen: „Der Fußboden ist schwarz, alles ist rußbedeckt, hinten steht das Löschwasser, und die historischen Holzbänke werden nass“, sagt Warnecke.
Sportverein bot der Kirche Räume an
Das Gelände ist nun abgesperrt, die Kirche zu. Die nächsten Gottesdienste sollen am zweiten Standort der Gemeinde stattfinden, in der Martin-Luther-Kirche in Wulsdorf. Auch der Sportverein habe ihnen gleich hilfsbereit Räume angeboten, sagt die Kirchenvorsteherin, die nun unversehens Interviews fürs Fernsehen gibt. „Unsere Kirche ist um die tausend Jahre alt und hat schon so vieles überstanden. Umso unfassbarer, wenn sie brennt.“
Ganz oben auf der verkohlten Kirchturmspitze halten sich noch der Wetterhahn und das Kreuz – und warten auf den Menschen, der sie da runterholt und sichert.