Acht journalistische Online-Angebote sind am Mittwochabend in Marl für besondere publizistische Qualität mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet worden. Mit dem undotierten Preis ehrt das Grimme-Institut seit 2001 Webseiten, Apps, Podcasts, Social-Media-Angebote oder andere online veröffentlichte qualitativ hochwertige Beiträge mit publizistischem Charakter. Aus fast tausend Einreichungen hatte das Institut 27 Angebote für die Auszeichnung nominiert. Eine Jury entschied über die Preisträger.
In der Kategorie Information ging ein Preis an die Recherche „Europäische Waffen, amerikanische Opfer“ vom „Tagesspiegel“ in Zusammenarbeit mit dem ZDF Magazin Royale. In acht Kapiteln widmet sich das medienübergreifende Team dem US-Waffenkult und seinen europäischen Profiteuren. Eine weitere Auszeichnung in der Kategorie Information bekam netzpolitik.org für „Systemeinstellungen“. In dem siebenteiligen Doku-Podcast geht es um Menschen, die unvermittelt ins Visier des Staates geraten und etwa von Durchsuchungen ihrer Wohnungen, Smartphones und Computer betroffen sind – darunter auch der Fall einer evangelischen Pfarrerin.
In der Kategorie Wissen und Bildung wurden insgesamt drei Auszeichnungen vergeben. Eine ging an den Bildatlas „#LastSeen. Bilder der NS-Deportationen“ des gleichnamigen Verbundprojekts unter Leitung der Freien Universität Berlin. Über eine zoombare Karte sind 420 Fotografien der Deportationen von Menschen aus dem Deutschen Reich von 1938 bis 1945 verfügbar. Für die interaktive Ausstellung werden weiter Bilder gesammelt, die wissenschaftlich erschlossen und veröffentlicht werden. Um die NS-Zeit geht es auch in dem ausgezeichneten TikTok-Kanal „keine.erinnerungskultur“ von Susanne Siegert. Sie klärt über die Verbrechen der Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg auf und führt dafür auch Gespräche, etwa mit der jüdischen Holocaust-Überlebenden Renate Aris aus Chemnitz.
Der Hobbygärtner Robin König erhielt wiederum für seinen Instagram-Kanal „Robinga Schnögelrögel“ einen Preis. Dort informiert er unter anderem über Artenvielfalt und Biodiversität.
Thilo von Debschitz, Ruth Bloch und Simone Bloch wurden in der Kategorie Kultur und Unterhaltung mit einem Grimme Online Award für das Online-Archiv Curt Bloch und „Het Onderwater-Cabaret“ ausgezeichnet. Der untergetauchte Jude Curt Bloch hatte bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs 96 Ausgaben seines satirischen Magazins „Het Onderwater-Cabaret“ („Das Unterwasser-Kabarett“) veröffentlicht. In dem prämierten Archiv sind 492 Gedichte verfügbar sowie Bilder, Beschreibungen, Audios, Hintergrundinformationen und Materialien aus Blochs Nachlass.
Ein weiterer Preis der Kategorie Kultur und Unterhaltung ging an die „Library of Lost Books“ des Leo Baeck Institutes Jerusalem und London sowie der Freunde und Förderer des Instituts. Die Multimedia-Website präsentiert in drei Kapiteln mit Animationen und Audios die Geschichte der Bibliothek der Berliner Hochschule für die Wissenschaft des Judentums: vom Raub der Bücher durch die Nationalsozialisten bis zur Zerstreuung der Überreste in der Nachkriegszeit.