Dem Rotwild in Baden-Württemberg droht eine genetische Verarmung. Die Tiere leben seit Jahrzehnten in voneinander getrennten Gebieten, wie das Landwirtschaftsministerium in einer am Donnerstag veröffentlichten Stellungnahme zu einem Antrag der FDP-Landtagsfraktion schreibt. Um den genetischen Austausch zu fördern, plant das Ministerium nun, das strenge Abschussgebot für männliche Rothirsche außerhalb dieser Zonen aufzuheben.
Seit dem Jahr 1958 ist das Vorkommen von Rotwild, den größten freilebenden Wildtieren des Landes, den Angaben zufolge auf fünf Gebiete beschränkt. Diese umfassen lediglich vier Prozent der Landesfläche. Außerhalb dieser Areale gilt eine Vorschrift zum konsequenten Abschuss. Eine Studie der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt hatte Ende 2024 ergeben, dass diese Isolation zu einer „alarmierenden genetischen Verarmung“ der Bestände führt.
Die geplante Lockerung des Abschussgebots soll vor allem jungen Hirschen zugutekommen. Diese neigen zur Abwanderung und können so die Populationen miteinander vernetzen. Ein entsprechender Änderungsantrag der Rotwildgebietsverordnung wird derzeit geprüft.
Eine der größten Herausforderungen ist laut Ministerium der Konflikt zwischen dem Schutz des Rotwilds und den Zielen des Waldumbaus. Wandernde Tiere könnten Schäden in den Wäldern verursachen, die für den Klimawandel widerstandsfähiger gemacht werden sollen. Die Vernetzung der Rotwild-Vorkommen sei eine Aufgabe, die mehrere Jahrzehnte in Anspruch nehmen werde. (3224/11.12.2025)