2023 gab es bundesweit 95 Millionen Kinobesuche – weniger jedoch als in der Vor-Corona-Zeit. Die Kulturstaatsministerin sieht auch Theater und Opernhäuser ausgelastet – und warnt vor Einsparungen bei Kultureinrichtungen.
Die Corona-Pandemie hat 2020 und 2021 Schließungen und Zugangsbeschränkungen bei Kultureinrichtungen in Deutschland mit sich gebracht – doch 2022 und vor allem 2023 sind die Besucherzahlen wieder deutlich gestiegen. Beispielhaft nannte das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden die Kinobesuche: 95,7 Millionen wurden 2023 bundesweit gezählt – und damit 23 Prozent mehr als 2022, als 78 Millionen Besuche im Kino registriert wurden.
Die Zahl für 2023 entspreche 1,1 Kinobesuchen je Einwohner, so die Statistiker. Im Jahr 2022 gab es dagegen je Einwohner rechnerisch nur 0,9 Kinobesuche. Das Vor-Corona-Niveau wurde damit noch nicht wieder erreicht: 2019 waren es 1,4 Besuche pro Kopf oder in absoluten Zahlen 118,6 Millionen Kinobesuche.
Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) sagte in einem Zeit-Online-Interview (Donnerstag): “Viele Theater und Opernhäuser sind sehr gut ausgelastet.” Wer davon spreche, dass die Kultur ein gesellschaftliches Akzeptanzproblem habe, vergesse, wie es während der Pandemie gewesen sei, als es keine Konzerte gegeben habe und Theater und Kinos geschlossen bleiben mussten. “Da wurde es auf einmal verdammt still in diesem Land. Das will ich nicht noch einmal erleben müssen”, sagte sie.
Mit Blick auf die im Berliner Kulturetat geplanten Millionen-Einsparungen sagte Roth: “Wir erleben eine äußerst kritische Situation, in der es vor allem in Berlin, aber auch in anderen Städten zu brachialen Kürzungen im Kulturbereich kommt.” Diese hätten das Potenzial, die Zukunftsfähigkeit von Kulturinstitutionen massiv infrage zu stellen. Hintergrund ist der Nachtragshaushalt, den das Berliner Abgeordnetenhaus am Donnerstag beschließen will. Den Kulturinstitutionen der Hauptstadt würden im kommenden Jahr rund 130 Millionen Euro weniger zur Verfügung stehen.
Kultur habe “einen Wert, der über das Bezifferbare hinausgeht”, unterstrich Roth. Die Bedeutung der Kultur werde generell massiv unterschätzt. “Kultur ist ein gesellschaftlicher Freiheitsraum, den man gerade als Demokratie verteidigen muss”, sagte Roth und fügte hinzu: “Das haben mir auch meine Ukrainebesuche sehr deutlich gemacht. Denn Putins Angriffskrieg richtet sich gezielt auch gegen Kultureinrichtungen, Theater, Bibliotheken, kurz: gegen das kulturelle Gedächtnis. Dieses gilt es zu schützen, in der Ukraine, aber auch hier.”