Mit einer mehrstündigen Bühnenshow am Karl-Marx-Monument in Chemnitz ist am Samstagabend das europäische Kulturhauptstadtjahr 2025 eröffnet worden. Zuvor fand ein Festakt mit rund 700 geladenen Gästen in der Chemnitzer Oper statt. Von dem Kulturhauptstadtjahr erwartet Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eine Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts.
Es bringe Menschen zusammen, die sonst wenig Berührung miteinander hätten, sagte Steinmeier. „Genau das brauchen wir in dieser Zeit so dringend, um Neugier aufeinander und Vertrauen zueinander wiederzuentdecken“, erklärte der Bundespräsident. „Wo sich die große demokratische Mitte unseres Landes Räume schafft, ist für Verächter der Demokratie kein Platz.“
Rund 80.000 Menschen aus dem In- und Ausland feierten laut Veranstaltern die Eröffnungsparty in der Chemnitzer Innenstadt. Allein etwa 20.000 Gäste kamen zur abendlichen Open-Air-Show. Den gesamten Tag über gab es zahlreiche Angebote, drei Bühnen boten wechselnde Programme. Bei einer Performance wurde eine historische Lokomotive von 120 Freiwilligen gezogen. Die Aktion sollte an die einstige sächsische Industriestadt erinnern.
Chemnitz präsentiert sich als Europas Kulturhauptstadt unter der Überschrift „C the Unseen“. Das Ungesehene und Unentdeckte soll in rund 1.000 Veranstaltungen sichtbar werden. Wert wird dabei auf die Beteiligung von Menschen aus der Region gelegt. Das Gesamtbudget beträgt mehr als 90 Millionen Euro.
Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) betonte: „Kultur, das ist der Herzschlag unserer Demokratie und das kulturelle Herz Europas schlägt in diesem Jahr in Chemnitz und der ganzen Region sowie bei unseren Freundinnen und Freunden in Nova Gorica.“ Kunst und Kultur könnten gerade in schwierigen Zeiten verbinden, mobilisieren und Identität schaffen. Außer der sächsischen Stadt ist 2025 auch die slowenisch-italienische Doppelstadt Nova Gorica/Gorizia Kulturhauptstadt Europas.
Für Chemnitz biete sich die Chance, europaweit bekannt zu werden und längerfristig Strukturen zu schaffen, von denen die ganze Region profitieren kann, sagte Roth. Die Stadt war 2018 nach rechtsextremistischen Ausschreitungen in die Schlagzeilen geraten.
Parallel zu den Eröffnungsfeierlichkeiten fanden mehrere Demonstrationen statt, darunter eine der rechtsextremen „Freien Sachsen“ mit laut Polizei etwa 400 Teilnehmenden. Mehrere Gegendemonstrationen vereinten den Angaben zufolge rund 1.500 Menschen.