Hochsensible Menschen nehmen Eindrücke viel intensiver wahr, sind schneller erschöpft. Dennoch können gerade sie für die Arbeitswelt der Zukunft wichtig sein. Eine 3sat-Doku befasst sich mit diesem Persönlichkeitsmerkmal.
Sollte sich in Gesellschaft und Arbeitswelt eine Kehrtwende abzeichnen? Geht es weg von Egoismus und Ellenbogenmentalität hin zu mehr Empathie und Wertschätzung? Diese Hoffnung für mehr Menschlichkeit macht die interessante 3sat-Dokumentation “Wie Hochsensible die Welt wahrnehmen” am Abend des 22. Mai um 20.15 Uhr. Der Film befasst sich eingehend mit Hochsensibilität, denn Menschen mit diesem Persönlichkeitsmerkmal können für Gesellschaft und Arbeitswelt bereichern. Nach aktuellem Forschungsstand sind etwa 20 Prozent der Weltbevölkerung hochsensibel – deshalb ist das Wissen über diesen Wesenszug für alle hilfreich.
Henriette Maslo-Dangl stellt in ihrer Dokumentation hochsensible Menschen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz vor und beleuchtet ihre Stärken und Herausforderungen einfühlsam. “Eine hochsensible Person aus meinem Umfeld hat mich auf das Thema Hochsensibilität aufmerksam gemacht, das ich sofort sehr spannend gefunden habe”, beschreibt die Wiener Regisseurin die Idee zu ihrem Film. Darin kommen nicht nur Hochsensible zu Wort; auch Expertinnen und Experten aus den Bereichen Psychologie, Medizin, Pädagogik, Arbeit und Wirtschaft geben einen Einblick in den noch jungen Wissenschaftszweig.
Kurz wird auf die US-amerikanische Psychologin und Sachbuchautorin Elaine Aron (80) eingegangen, die das Phänomen seit 1996 zusammen mit ihrem Mann Arthur Aron intensiv untersucht hat. Heute gilt Hochsensibilität nicht mehr als Krankheit, sondern als eine wertvolle Charaktereigenschaft, und das Phänomen wird längst weltweit untersucht.
An der Hamburger Helmut-Schmidt-Universität etwa widmet sich Persönlichkeitspsychologe Philipp Yorck Herzberg mit seinem Team dem Thema. Wer hochsensibel ist, nimmt Sinnesreize intensiver wahr, verarbeitet sie tiefer und hat oft ein ausgeprägtes Gespür für Ästhetik, erklärt der Experte im Film. Deswegen wird in der Forschung vermutet, dass Hochsensibilität auffallend oft bei Künstlerinnen und Künstlern vertreten ist.
Für die Wiener Diplompädagogin Karin Abriel zeigt sich Hochsensibilität bereits im Kindesalter, beispielsweise durch langsameres Arbeiten, einen großen Perfektionismus, tiefgründiges Fühlen, Denken und Fragen. Kristin Kluck aus Greven (Münsterland) coacht als Psychologin und Erziehungswissenschaftlerin Führungskräfte und möchte das Wissen über die speziellen Eigenschaften hochsensibler Menschen mit Nachdruck im Berufsleben an den Unternehmensspitzen etablieren.
Eine Studie des Schweizer Weltwirtschaftsforums habe die zehn Top-Skills herausgefunden, die Unternehmen bräuchten, um auch in Zukunft bestehen zu können. Das Interessante sei laut Kluck, dass hochsensible Menschen von Natur aus bereits acht dieser zehn besonderen Fähigkeiten besäßen. Als Beispiele nennt Kristin Kluck Kreativität, Verarbeitungstiefe und Einfühlungsvermögen.
Empathie statt Egoismus kann das wohltuende Fazit und hoffnungsvolle Signal für die Zukunft nach 50 Minuten Dokumentation “Wie Hochsensible die Welt wahrnehmen” sein. Über ihre Motivation zu dem Film sagt Maslo-Dangl: “Mir sind Diversität und Inklusion sehr wichtig! Ich habe bei diesen Dreharbeiten viele wunderbare, herzliche Menschen kennenlernen dürfen.”