In Deutschland arbeiteten Ende 2023 rund 30.600 Prostituierte mit einer gültigen Anmeldung. Über die Dunkelziffer gibt das Statistische Bundesamt keine Auskunft. Expertenschätzungen sprechen von 300.000 Sexarbeiterinnen.
In Deutschland gibt es 30.600 offiziell registrierte Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter. Bei der statistischen Erfassung Ende 2023 waren dies damit 8,3 Prozent mehr als im Vorjahr, wie das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden mitteilte. Trotz des Anstiegs um 2.300 Personen ist die Zahl weiterhin deutlich niedriger als vor der Corona-Pandemie: Ende 2019 waren bundesweit 40.400 Prostituierte registriert.
Die Zahl der gültigen oder vorläufigen Genehmigungen für ein Prostitutionsgewerbe – meist Bordelle und Prostitutionsvermittlungen – blieb laut Statistik 2023 im Vergleich zum Vorjahr mit 2.300 Erlaubnissen unverändert. Die Statistik beinhaltet die Anmeldungen laut Prostituiertenschutzgesetz, das seit 2017 gilt. Nicht angemeldete Gewerbe und nicht angemeldete Prostituierte werden nicht erfasst.
Nach Einschätzung der Frauenrechtsorganisation Solwodi Deutschland mit Sitz in Koblenz liegt die tatsächliche Zahl der Sexarbeiterinnen aber zehnmal höher. Eine Sprecherin sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), in Deutschland gebe es “schätzungsweise 380.000 Frauen, die sich mehrheitlich unfreiwillig prostituieren oder zur Prostitution gezwungen werden”.
Unionsfraktionsvize Dorothee Bär hatte im September 2023 in einem Zeitungs-Interview für Aufsehen erregt mit dem Satz: “Deutschland hat sich zum Bordell Europas entwickelt.” Nach ihrer Schätzung gibt es bundesweit rund 250.000 Prostituierte. Die meisten kämen aus dem Ausland, nur ein Bruchteil sei behördlich angemeldet.
Solwodi teilte mit, dass von den schätzungsweise 380.000 Frauen, die sich in Deutschland prostituieren, etwa 80 Prozent aus Süd- oder Südosteuropa stammen. Aufgrund von Armut und Perspektivlosigkeit kämen sie oft schon sehr jung nach Deutschland. “Profiteure sind Zuhälter, Bordellbetreiber und Freier, die häufig nicht davor zurückschreckten, ihre eigenen Wünsche bei den Frauen mit Gewalt durchzusetzen”, erklärte Solwodi. Körperliche und sexuelle Übergriffe seien keine Seltenheit.
Laut Statistischen Bundesamt waren von den rund 30.600 angemeldeten Prostituierten die meisten, nämlich 23.100, zwischen 21 und 44 Jahre alt. 6.500 waren 45 Jahre oder älter und 1.100 waren zwischen 18 und 20 Jahren alt. Etwa ein Fünftel der Prostituierten (5.400) hatten die deutsche Staatsangehörigkeit; 11.100 stammten aus Rumänien, 3.400 aus Bulgarien und 2.100 aus Spanien.
Für Prostituierte besteht laut Gesetz eine Anmeldepflicht und für Prostitutionsgewerbe eine Erlaubnispflicht. Die Angabe des Geschlechts ist bei der Anmeldung nicht vorgesehen. Die Statistik umfasst geschlechtsunabhängig alle gemeldeten Prostituierten.