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250. Mahnwache am Hamburger Stadthaus

Nach über fünf Jahren veranstaltet die Initiative „Gedenkort Stadthaus“ am Freitag (17. November, 17 bis 18 Uhr) ihre 250. Mahnwache vor dem ehemaligen Gestapo-Hauptquartier in Hamburg. An der Ecke Stadthausbrücke/Neuer Wall stellt sie im Stadthaus gefolterte und inhaftierte Menschen vor und informiert Passantinnen und Passanten über die NS-Geschichte des Ortes, wie die Initiative am Mittwoch mitteilte. Mit ihren Mahnwachen kritisiert die Initiative, dass die Ausstellungsräume des wiedereröffneten Gedenkorts zu klein sind, um angemessen an NS-Verbrechen und ihre Opfer zu erinnern. Wesentliche Aspekte wie die Darstellung des Widerstands würden zu kurz kommen, hieß es.

Außerdem sei die Anmietung der Ausstellungsfläche des Gedenkorts auf 20 Jahre befristet, kritisiert die Initiative. Zwar sei der private Eigentümer des ehemaligen Stadthauses vertraglich zum dauerhaften Betrieb und zur Betreuung der Gedenkstätte verpflichtet, dennoch habe die Stadt die Umbauten selbst finanziert und zahle für Personal und Betriebskosten. „Die Stadt hat sich über den Tisch ziehen lassen!“, sagte Georg Chodinski von der Initiative „Gedenkort Stadthaus“, die eine eigene Broschüre zum Stadthaus veröffentlicht und seit 2018 über 30.000 Flyer verteilt hat.

Nach Umbauarbeiten wurde der Gedenkort am 4. Juli unter der neuen Trägerschaft der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte für das Publikum wiedereröffnet. Die Ausstellung im Stadthaus informiert auf 70 Quadratmetern über den Hamburger Widerstand, die Geschichte der Polizei im Nationalsozialismus und die politischen Auseinandersetzungen um das Stadthaus nach 1945. Durch den Umbau des ehemaligen Cafés und Buchladens sind neben der Ausstellung ein Büro, ein Seminarraum und eine Fläche für Veranstaltungen und kleine, temporäre Ausstellungen entstanden.

Das Stadthaus an der Stadthausbrücke/Neuer Wall war bis Juli 1943 Sitz der zentralen Dienststellen der Hamburger Polizei. Im Nationalsozialismus organisierten Gestapo und Kripo von hier die Verfolgung des Hamburger Widerstands, die Verfolgung von Jüdinnen und Juden, Sinti und Roma, Homosexuellen sowie Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern. Auch der Kriegseinsatz norddeutscher Polizisten wurde von hier aus organisiert. Im Stadthaus wurden Gefangene in den Arrestzellen und bei Verhören misshandelt, erniedrigt, gefoltert oder in den Tod getrieben.

Die Initiative „Gedenkort Stadthaus“ demonstriert für eine angemessene Erinnerung an diesem Ort. In der Initiative „Gedenkort Stadthaus“ engagieren sich Verfolgtenverbände wie die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) oder der Arbeitskreis ehemals verfolgter und inhaftierter Sozialdemokraten (AvS), Nachkommen von NS-Verfolgten sowie Personen des öffentlichen Lebens.