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200 Jahre Wandern in all seinen Facetten

Nürnberg – Jeder zweite Deutsche wandert: Dem „Gehen ohne Grund“ in die Natur widmet das Germanische Nationalmuseum eine Sonderausstellung mit dem Titel „Wanderland“. Auf knapp 1000 Quadratmetern Ausstellungsfläche schauen die Macher aus vielen Blickwinkeln auf die rund 200-jährige Kulturgeschichte des Wanderns in Deutschland. Der Blick von einem Gipfel sei für die Vorfahren, die weder Auto noch Flugzeug kannten, etwas Erhabenes gewesen, sagte Kuratorin Claudia Selheim, Leiterin der Volkskunde-Sammlung des Nationalmuseums. Die Schau ist bis zum 28. April zu sehen.
Das Thema Wandern ist so vielschichtig, dass die Kuratoren auf einige Aspekte wie das Pilgern oder das sich Verlaufen verzichten mussten, wie Selheim sagte. Dafür widmet man sich dem sorglosen Wanderlied, dem entstehenden Fremdenverkehr, aber auch der Umwandlung des Wanderns durch die Nationalsozialisten in gemeinschaftliches Marschieren sowie wandernden Staatsmännern in Kniebundhosen und mit Rucksack.
In den gezeigten Kunstwerken wird das Wandern mit dem Leben verglichen. „Die Metapher des Wanderns steht für den Lebensweg, den wir uns aufbürden und die Ziele, die wir zu erreichen suchen“, sagte der stellvertretende Generaldirektor des Nürnberger Museums, Daniel Hess. Zu sehen sind Werke von Landschaftsmalern wie Caspar David Friedrich, Schriftsteller wie Eduard Mörike werden gewürdigt und Exponate erzählen von Adeligen, die sich einst dafür einsetzten, dass aus Landschaften Ausflugsziele wurden.
Im 19. Jahrhundert war es für das Bürgertum schick geworden, zu wandern. Zunächst engagierte man noch Wegeführer, bis allmählich markierte Wanderwege die Landschaften durchzogen. Auch Wanderstock, Jacken und der Wanderschuh sind einer Entwicklung unterworfen. Es geht in der Schau um Gesundheitsaspekte, das typische Bild vom Wanderer als Spießer und darum, dass der Großstadtbewohner heute in der Fußgängerzone Outdoor-Kleidung trägt. epd/UK

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10-18 Uhr, Mittwoch 10-20 Uhr. Am 26. Januar freier Eintritt für alle Besucher mit Wanderhut. Internet: www.gnm.de.