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20 Prozent aller Klinik-Behandlungsfälle ambulant erbringbar

Mindestens 20 Prozent aller Behandlungsfälle in deutschen Kliniken wären laut einer Studie potenziell ambulant erbringbar. 2021 hätten damit mehr als 2,5 Millionen der stationär erbrachten Behandlungen auch ambulant vorgenommen werden können. Das sind knapp ein Fünftel aller Behandlungsfälle in Krankenhäusern, heißt es in einem am Montag in Berlin veröffentlichten Forschungsprojekt des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi).

Unter den Fachabteilungen haben neben der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde die Strahlenheilkunde und die Augenheilkunde das größte Potenzial bei der Ambulantisierung stationärer Behandlungsleistungen.

“Mit einem Potenzial von rechnerisch bis zu vier Millionen Fällen erscheint eine zunehmende Ambulantisierung bisher stationär erbrachter Leistungen angesichts der finanziellen und personellen Herausforderungen in der stationären Krankenhausversorgung, vor allem auch vor dem Hintergrund internationaler Vergleiche, aber dringend geboten”, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dominik von Stillfried.

In deutschen Krankenhäusern würden im internationalen Vergleich überdurchschnittlich viele Betten bereit gehalten; es gebe eine hohe Anzahl stationärer Krankenhausbehandlungen, heißt es in der Studie. Während andere europäische Länder 2019 im Mittel vier Krankenhausbetten und 146 stationäre Behandlungsfälle pro 1.000 Einwohner verzeichneten, lag Deutschland mit sechs akutstationären Krankenhausbetten und 252 Behandlungsfällen deutlich darüber. Vor allem wegen des sich weiter verschärfenden Fachkräftemangels und stark steigender Kosten für Klinikbehandlungen wird immer eindringlicher gefordert, bisher stationär erbrachte Leistungen in die ambulante Versorgung zu verlagern. Gleichzeitig wird die Frage kontrovers diskutiert, wie hoch das Ambulantisierungspotenzial von stationären Behandlungsfällen wirklich ist.