Sicheren Schrittes geht Maike Weiper auf ihren Gesprächspartner zu, einen gestandenen Unternehmer und Geschäftsmann aus der Region. Ein fester Händedruck, dann nimmt die junge Frau all ihren Mut zusammen und stellt ihr Anliegen vor: „Ich würde Sie gerne für meinen Förderkreis gewinnen“, wirbt Maike, die mit vollem Namen Maike Lea Vaitea Weiper heißt, für ihren Freiwilligen Friedensdienst im Ausland. „Mit Ihrer Unterstützung kann ich Jungen und Mädchen in einem Kindergarten im argentinischen Quilmes, einem Vorort von Buenos Aires, über ein Jahr hinweg begleiten und betreuen.“ Dann lächelt die erst 17-jährige Altenbergerin hoffnungsvoll.
„Natürlich freue ich mich riesig für Maike“, sagt Mutter Magret. „Das ist eine tolle Chance für sie, eine andere Kultur und völlig andere Lebensverhältnisse kennenzulernen.“ Dann sinkt der Blick zu Boden. „Klar habe ich auch Angst um meine Tochter. Das ist ja doch eine ganz andere Welt, als ein Schüleraustausch“, so Weiper weiter.
Gleich nach dem Abitur geht es los
Dabei bringt ein Hinweis der Mutter die junge Schülerin erst auf die Idee, mit der Evangelischen Kirche für ein Jahr nach Argentinien zu gehen. „Ich habe sie noch auf einen Ausschreibungstext in einem Newsletter hingewiesen und ihr Mut gemacht, diese Erfahrung vor Job und Studium mitzunehmen.“ Dabei konnten sich die Eltern der 17-Jährigen bereits an den Gedanken gewöhnen, ihre Tochter in großer Entfernung zu wissen. Während der 10. Klasse am Pascal-Gymnasium in Münster absolvierte Maike ein Auslandssemester in den USA. Vor wenigen Wochen hat sie ihre Abiturprüfungen hinter sich gebracht. Nun wartet die weite Welt auf die vielseitig interessierte, sprachbegabte junge Frau.
Seit Jahren bereits kooperieren die Evangelische Kirche von Westfalen (EKvW) und die Evangelische Kirche im Rheinland (EKiR) in Südamerika mit der dortigen evangelischen Kirche. Die Iglesia Evangelica del Rio de la Plata (IERP) unterhält ein eigenes Programm für Langzeitfreiwillige aus Deutschland. Jedes Jahr empfängt die IERP in ihren kirchlich-diakonischen Projekten rund 60 Freiwillige von ihren deutschen Partnerorganisationen.
Kindertagesstätte im Slum
Maike Weiper hat sich für einen Einsatz in Quilmes, einem Vorort im Süden der Millionenmetropole Buenos Aires, entschieden. Mehr als 400 000 Menschen leben hier. Die kleine deutsch-evangelische Gemeinde in Quilmes hat angesichts der Not der ärmsten Familien im benachbarten Slumgebiet ihr ehemaliges Gemeindehaus umgewidmet zu einer Kindertagesstätte für rund 120 Jungen und Mädchen. Hier wird die Abiturientin „Dienst für Frieden und Versöhnung“ leisten. „Mit den Kindern spielen, kochen, den Tag zusammen gestalten“, berichtet Maike von ihrer zukünftigen Aufgabe.
Anfang August begibt sich die frischgebackene Abiturientin auf den Weg nach Argentinien. Dann ist sie just 18 Jahre alt. Auf dem Weg nach Südamerika unterstützen nicht nur Maikes Eltern die junge Frau bei ihrem Freiwilligen Friedensdienst im Ausland, ein Programm im Rahmen der Kampagne „Weltwärts“ des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, kurz BMZ. Auch die Evangelische Kirchengemeinde Nordwalde-Altenberge fördert die junge Frau.
„Ich möchte diese ganz andere Kultur kennenlernen, Menschen aktiv helfen und verstehen lernen, was Armut in anderen Ländern bedeutet“, beschreibt Maike ihre Triebfedern ins Ausland. Besonders wichtig war der 17-Jährigen die Arbeit mit Kindern in Südamerika. Zugute kommt Maike der Spanischunterricht an ihrer Schule. Nach ihrer Rückkehr aus Argentinien plant sie ein Studium der Arbeits- und Organisationspsychologie an der Universität von Nimwegen. Hierfür büffelt sie schon jetzt Niederländisch. Nebenbei singt Maike noch im Chor und tanzt. „Das kann ich sicher auch in Quilmes fortführen“, meint die junge Frau.
Weitere Unterstützer gesucht
Angesichts der knappen öffentlichen Förderung ihres Friedensdienstes wirbt Weiper für einen Unterstützerkreis. Die Idee der Förderer gehört zum Konzept des Freiwilligen Friedensdienstes im Ausland. „Die Teilnehmenden lernen so, für ihr Engagement auch persönlich einzutreten“, heißt es aus der Evangelischen Kirche im Rheinland. Rund 150 Euro erhofft sich Maike monatlich von ihrem Förderkreis. Die junge Abiturientin wirbt mit viel Überzeugungskraft, Charme und einem gewinnenden Lächeln für ihr Projekt. Mittlerweile haben drei Unternehmen aus Altenberge, Saerbeck und Greven eine Spende zugesagt. „Über weitere Unterstützer freue ich mich natürlich sehr“, meint die 17-Jährige. „Ich werde dann regelmäßig von meinen Eindrücken berichten und Fotos und Texte aus Quilmes schicken“, verspricht die angehende Freiwillige.