Artikel teilen:

100 Jahre Rundfunk – “Auf Empfang!”

Mit den Worten „Achtung, Achtung! Hier ist die Sendestelle Berlin im Vox-Haus auf Welle 400“ ging die „Funk-Stunde AG“ als erster offizieller Radiosender in Deutschland auf Sendung. Das war am 29. Oktober 1923. In der Sonderausstellung „Auf Empfang! Die Geschichte von Radio und Fernsehen“ zeigt das Technoseum in Mannheim noch bis 12. November 100 Jahre deutsche Rundfunkgeschichte.

Die Ausstellung erinnert an die wichtigsten Stationen der deutschen Rundfunklandschaft: Von der Geburtsstunde 1923 über den Aufstieg von Hörfunk und Fernsehen zu Massenmedien bis zu Social-Media-Plattformen, die den Medienkonsum der Gegenwart prägen.

Mit einem kleinen Mikrofon eine Vielzahl von – abwesenden – Menschen zu erreichen, das war die revolutionäre Technik des Rundfunks. Von Beginn an war der Rundfunk ein mächtiges Instrument, und ist es bis heute geblieben. Von den Nationalsozialisten zur Propaganda missbraucht, sollte der Rundfunk nach dem Zweiten Weltkrieg auf Betreiben der USA „staatsfern“ betrieben werden. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk entstand.

Vorzüge des Hörfunks sind bis heute Schnelligkeit und der Livecharakter der Radiosender etwa gegenüber Podcasts. Die Sonderausstellung zeigt Rundfunk und Fernsehen aus drei Perspektiven: des Nutzers, des Handels und der Industrie sowie der Programmmacher. Zu sehen sind fast 400 Objekte.

Der Rundgang beginnt mit der frühen Funktechnik im 19. Jahrhundert und endet bei den digitalen Medien von heute. Erstmals werden in der Schau die Bestände gezeigt, die das Technoseum 2014 vom Deutschen Rundfunkarchiv und vom Südwestrundfunk übernommen hat. Leihgaben aus ganz Deutschland ergänzen die Sammlungen.

„Interessant ist, wie sich der Rundfunk im Laufe der Zeit fortwährend verändert hat“, sagte die Kuratorin Anke Keller gegenüber dem Evangelischen Pressedienst (epd). Gestalterisch wird der Ausstellungsraum als Bühne genutzt, „auf der ein räumliches Frequenzband die Rundfunkgeschichte buchstäblich sendet“, so Jens Ihmig vom Berliner Gestaltungsbüro „werkdesign“.

In die Ausstellung integriert wurden ein Hörfunkstudio des Südwestrundrunks (SWR) aus den 1960er-Jahren, eine Sende-Bildregie des Rhein-Neckar Fernsehens aus den 90-ern und ein Original-Film-Set aus der Serie „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“. Kurios: Der rote Knopf, auf den Willy Brandt 1967 in einer Live-Sendung drückte, um die Ära des Farbfernsehens einzuläuten.

Dumm gelaufen! Der Knopf war eine Attrappe. Den echten Schalter bediente ein Techniker hinter der Bühne, und zwar zu früh. Millionen Zuschauer konnten den damaligen Bundeskanzler schon vor dem Knopfdruck in Farbe sehen.

Zwölf Mitmach-Stationen laden in der Ausstellung dazu ein, sich beispielweise unter einen Greenscreen zu stellen und Live-Atmosphäre beim Fernsehen zu schnuppern. Als TV-Helden sind die „Sendung mit der Maus“, die „Augsburger Puppenkiste“ sowie das „Sandmännchen“ (Ost und West) vor Ort.

Beim Faktenchecker-Spiel lassen sich Fake News analysieren und die eigene Medienkompetenz überprüfen. Die Ausstellung kann in deutscher Gebärdensprache oder als Tastführung erlebt werden. Auf der Homepage des Technuseums gibt es Führungen durch 100 Jahre Mediengeschichte auch digital. (2572/27.10.2023)