Loccum. Pastorin Christina Harder aus Achim ist in einem feierlichen Gottesdienst von Oberlandeskirchenrätin Kerstin Gäfgen-Track in ihr neues Amt als Dozentin am Religionspädagogischen Institut Loccum (RPI) eingeführt worden. Bereits seit Februar verstärkt sie das Team der Dozenten, doch machte das Coronavirus einer früheren Einführung einen Strich durch die Rechnung. Nun war es so weit, allerdings unter besonderen Vorsichtsmaßnahmen.
Nach den richtigen Worten suchen
In ihrer Einführungsansprache ging Kerstin Gäfgen-Track auch auf die gegenwärtige kirchliche Situation und auf die steigenden Austrittszahlen ein. Sie betonte, dass Kirchenaustritte nicht einfach ein formaler Akt, sondern auch eine Anfrage seien, wie und was Christen von Gott erzählen, und sogar an Gott selbst, seine Existenz und seine Botschaft. Aufgabe von kirchlicher Bildung sei es, den Menschen Möglichkeiten zu geben, solche Anfragen an Gott in Worte zu fassen und mit anderen ins Gespräch zu kommen. „Gerade deshalb ist religiöse Bildung in dieser Zeit besonders wichtig“, unterstrich Gäfgen-Track. „Die Kunst von Frau Harder wird es sein, gemeinsam mit Vikaren nach Worten zu suchen, damit sie Kinder und Jugendliche bilden können.“
Christina Harder ist im Religionspädagogischen Institut zuständig für die religionspädagogische Ausbildung der angehenden Pastoren und arbeitet eng mit dem Predigerseminar unter Leitung von Adelheid Ruck-Schröder zusammen. Alle Vikare unterrichten im Rahmen ihrer praktischen Ausbildung einige Monate an einer Schule ihrer Wahl; dabei werden sie nun von Christina Harder beraten und begleitet.
Gemeinde und Schule als Arbeitsfelder
Weil sie sowohl als Pastorin in verschiedenen Gemeinden tätig war als auch als Schulpastorin an der IGS Osterholz-Scharmbeck gearbeitet hat, kennt sie beide Arbeitsfelder: Gemeinde und Schule. Dass Christina Harder vor dem Theologiestudium eine Ausbildung als Diplomverwaltungswirtin absolviert hat und einige Jahre bei der Bundeswehr arbeitete, bereichert ihren Erfahrungshorizont. Harder ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder.
Nach mehr als sieben Jahren an der Schule freut sie sich auf die neue Herausforderung: „Ich habe Lust, meine Erfahrungen an die Vikare weiterzugeben, aber ich will mich auch mit ihnen austauschen, was für ihre Arbeit wichtig ist“, beschreibt sie ihre Erwartungen. „Bestimmt lerne ich von den Vikaren selbst noch viel Neues.“
„Was ist Wahrheit?“
Zusätzlich zur Begleitung der Vikare ist Christina Harder für die Redaktionsleitung des Loccumer Pelikan zuständig, das vierteljährlich erscheinende Fachmagazin des Instituts, in dem jeweils ein aktuelles religionspädagogisches oder theologisches Thema im Zentrum steht. „Ich schreibe gern“, sagt Harder. „Deshalb passt dieser zweite Arbeitsschwerpunkt gut zu mir.“ Als Motto ihrer Einführung hat Christina Harder einen Vers aus dem Johannesevangelium ausgesucht: „Was ist Wahrheit?“
Gerade weil es auf diese Frage keine eindeutige Antwort gebe, präge der Satz ihre Arbeit. „Die Wahrheit des Glaubens ist nicht kuschelig. Man kann sie nicht besitzen oder festhalten, sondern sie ereignet sich in Beziehungen“, erklärt sie. „Ich verstehe mich als Grenzgängerin zwischen Philosophie und Theologie – und möchte das an die Vikare weitergeben: Nur wer weiterfragt und sich nicht vorschnell mit Antworten zufriedengibt, der bleibt der Wahrheit auf der Spur.“