Kiel/Rendsburg. „Niemand kann zwei Herren dienen“, heißt es bei Matthäus, aber manchmal gelingt es doch: Seit 1. September macht es Janika Frunder vor. Neben einer halben Stelle in der Gemeinde Schilksee-Strande bekommt sie vom Kirchenkreis Altholstein in ihrer dreijährigen Probezeit als Pastorin einen Dienstauftrag mit einer weiteren halben Stelle in der Nordkanalregion. Zu der gehören neben Schilksee-Strande und Altenholz – beide im Kirchenkreis Rendsburg-Eckernförde – auch die Altholsteiner Gemeinden Holtenau und Pries-Friedrichsort. Damit ist Pastorin Frunder in zwei unterschiedlichen Kirchenkreisen tätig, nämlich Altholstein und Rendsburg-Eckernförde.
Die Stelle sei eine ganz besondere, erklärt Janika Frunder. „Die Gremien in den vier Gemeinden Altenholz, Holtenau, Pries-Friedrichsort und Schilksee-Strande haben auf freiwilliger Basis beschlossen, eine Fusion zum 1. Januar 2024 anzustreben.“ Die junge Pastorin hat auch zwei Chefs – einen Propst und eine Pröpstin. „Auf lange Sicht soll beantragt werden, dass die Gemeinden sich alle im Kirchenkreis Altholstein zusammenschließen.“
Mit Offenheit an die Arbeit
Noch sind es allerdings zwei eigenständige Kirchenkreise, aber Probleme sieht die Theologin bei ihrer besonderen Rolle nicht. „Propst und Pröpstin sind ständig im Gespräch, und ich werde sozusagen die erste Pastorin der neuen Großgemeinde. Mir fällt es nicht schwer, alles schon als eine Region zu sehen, weil ich neu bin und von außen komme.“ Von daher bringe sie keine Traditionen mit, die es zu integrieren gelte, sondern könne mit großer Offenheit an ihre Arbeit gehen. „Bei vielen Themen sind auch schon Prozesse angestoßen worden.“
Gemeinsamer Regionalkonvent
„Die Homepage wurde bereits als Region gestaltet, es gibt eine Steuerungsgruppe und verschiedene Themengruppen, die jeweils regional arbeiten“, berichtet Frunder. Die Pastoren bildeten einen gemeinsamen Regionalkonvent. „Auch Familiengottesdienste, Sommerkirche oder Konfirmandenarbeit finden schon als zentrale Angebote mit Blick auf die künftige Region statt.“
Die Mitgestaltung der Fusion biete ihr Raum, um sich auch mit eigenen Ideen einzubringen. „Ziel ist es, dass die dann große regionale Kirchengemeinde eine eigene Identität findet“, sagt sie. Das Feiern von Gottesdiensten helfe dabei zu zeigen, wo man gemeinsam hinwolle. „So kann ich mir beispielsweise ein gemeinsames Tauffest vorstellen, wir sind ja hier direkt am Strand. Jede Kirchengemeinde bringt aber auch Dinge mit, die in ihr gewachsen sind, da wollen wir das Beste aus allen vier Kirchengemeinden bündeln“, sagt die junge Pastorin.
Ins Pastorat nach Schilksee gezogen
„In den nächsten Jahren gehen außerdem fünf Kollegen aus der Region in den Ruhestand“, erklärt sie – auch das werde die Arbeit in den Gemeinden verändern. „Es ist sicher auch ein guter Schritt, mit einer gemeinsam geplanten freiwilligen Fusion den neuen Anforderungen zu begegnen.“
Die gebürtige Wedelerin ist nach ihrem Vikariat in Hamburg-Schnelsen mit ihrer Familie in das Pastorat in Schilksee gezogen. Dort ist die 31-Jährige mit der anderen halben Stelle als klassische Gemeindepfarrerin tätig. In beiden Hälften fühlt Janika Frunder sich wohl, und in beiden ist sie offen für Neues. „Ich hatte mir nach dem Vikariat eine Pastorenstelle gewünscht, bei der viel Freiheit für eigene Projekte da ist“, sagt sie, „dieser Wunsch hat sich mit der neuen Stelle auf jeden Fall erfüllt.“