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Zwickau erinnert an NSU-Opfer

Im sächsischen Zwickau ist am Montag an die Opfer der rechtsextremen Terrorzelle „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) erinnert worden. Bei der Veranstaltung an den 2019 gepflanzten Gedenkbäumen wurden die Namen der zehn Mordopfer verlesen und Kerzen aufgestellt. An dem Gedenken beteiligten sich laut dem Veranstalter „Bündnis für Demokratie und Toleranz der Zwickauer Region“ rund 80 Menschen.

Vor 13 Jahren, am 4. November 2011, war die Terrorzelle NSU aufgeflogen. Zwischen den Jahren 2000 und 2007 ermordeten die Rechtsterroristen zehn Menschen aus rassistischen Gründen. Das aus ursprünglich aus Jena stammende dreiköpfige Kerntrio lebte in Chemnitz und Zwickau jahrelang im Untergrund. Zahlreiche Unterstützerinnen und Unterstützer sollen ihm geholfen haben.

An der Gedenkveranstaltung in Zwickau nahm auch Bundestagsvizepräsidentin Aydan Özoguz (SPD) teil. Zuvor hatte sie sich im sächsischen Chemnitz über den Fortschritt des Dokumentationszentrums zum NSU-Komplex informiert. Das Pilotprojekt soll im Rahmen der Kulturhauptstadt Europas Chemnitz 2025 im Mai eröffnet werden.

„Gerade die sich polarisierende Stimmung in unserer Gesellschaft zeigt, wie wichtig zum einen die Aufarbeitung der Morde, aber auch der Blick nach vorn ist“, erklärte Özoguz. Dafür brauche es mehr Räume für offene, demokratische Auseinandersetzungen, wie sie in Chemnitz geschaffen würden. Das Pilotprojekt soll Impulse für das zentrale Dokumentationszentrum in Deutschland geben.

Auch Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) betonte die Bedeutung des entstehenden NSU-Dokumentationszentrums in Chemnitz. Die Angehörigen der NSU-Opfer wollten, dass sich Chemnitz und Zwickau der eigenen Geschichte stellen, sagte Roth MDR Aktuell. Die NSU-Terrorgruppe habe jahrelang in den beiden Städten gelebt und von dort aus ihre Verbrechen geplant. Roth will das entstehende NSU-Zentrum in Chemnitz am Dienstag besuchen und einen Zwischenbericht entgegennehmen.

Laut Bundesanwaltschaft gehörten zur Terrorzelle Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe. Am 4. November 2011 waren nach einem Banküberfall in Eisenach Böhnhardt und Mundlos tot in ihrem ausgebrannten Wohnmobil in einem Vorort von Eisenach gefunden worden. Beate Zschäpe wurde 2018 als Mittäterin der Morde und Sprengstoffanschläge wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und schwerer Brandstiftung zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt.

Sachsens Demokratieministerin Katja Meier (Grüne) rief anlässlich des Jahrestages der Selbstenttarnung dazu auf, sich der Verantwortung zu stellen und die Aufarbeitung zum NSU-Komplex voranzubringen. „Wir dürfen nie wieder zulassen, dass sich eine mörderische Gruppe wie der NSU zusammenfinden und aus rassistischen Motiven Menschen töten kann“, erklärte die Grünen-Politikerin.

Das Pilot-Dokumentationszentrum in Chemnitz ist als interaktiver Ort konzipiert. Laut Justizministerium soll dort politische Bildung stattfinden, Wissen bewahrt und die Forschung gefördert werden. Ein Fokus liege auf der Zusammenarbeit mit Angehörigen und Betroffenen, die aktiv in den Entwicklungsprozess einbezogen würden.