Ihre traditionsreichen Uniformen sind ein Blickfang, die Personenschützer des Papstes sind aber auch gut ausgebildet und modern bewaffnet. Eine zweiteilige Doku gewährt einen seltenen Einblick in die Schweizergarde.
Die Schweizergarde ist die älteste noch existierende Armee der Welt, Tradition wird in der vor 518 Jahren gegründeten Elite-Einheit des Vatikans deshalb groß geschrieben. So beliebt die Personenschützer des Papstes in ihrer Uniform als Fotomotiv für Touristen auch sind – sie sind zugleich professionell ausgebildet und auf der Höhe der Zeit. Die zweiteilige 3sat-Dokumentation “Die Schweizergarde – Das geheime Leben im Vatikan” wirft in zweimal 50 Minuten am 11. Dezember ab 20.15 Uhr einen Blick hinter die Fassade der Garde.
Vergangenheit und Gegenwart des besonderen Militärkorps stehen im Mittelpunkt der Doku des römischen Filmemachers Jesus Garces Lambert. Immer wieder wechselt der Film zwischen dem Jetzt und dem Jahr 1944; gezeigt werden sogar erstmals Dokumente aus den Privat-Archiven der Schweizergarde.
Die bisher verschlossenen Belege erzählen von einer heimlichen Mission auf dem Höhepunkt des Zweiten Weltkriegs: Um Papst Pius XII. vor einer drohenden Entführung durch Adolf Hitler zu bewahren, brachte Ulrich Ruppen, Oberstleutnant der Schweizergarde, damals eine Lkw-Ladung Waffen von der Schweiz durch Norditalien zum Vatikan. Der Vizekommandant der Schweizergarde riskierte dabei, von deutschen Truppen und alliierten Bomben getötet zu werden. Zur Veranschaulichung wird das Vorhaben filmisch in Szene gesetzt.
Ereignisse wie diese werden von Historikern wie Barbara Frale vom Vatikanischen Geheimarchiv und Sicherheitsexperten der Garde wie Rene Stockli und Carlo Frey vor der Kamera kommentiert und eingeordnet. Der Film zeigt auch die Ausbildung und Bewaffnung der Garde. Zudem geht er der Frage nach, warum sich junge Männer heute für diesen Dienst entscheiden.
Dazu begleitete Lambert einige der 135 Gardisten in den letzten fünf Wochen vor ihrer feierlichen Vereidigung und interviewte sie. So ergeben sich exklusive Einblicke in das Leben der Soldaten in ihrer Kaserne im Vatikan. Die Doku beleuchtet ihre alltäglichen Aufgaben, sowohl innerhalb des päpstlichen Palastes als auch zum Schutz des Papstes auf seinen Reisen ins Ausland. Geprägt ist ein Tag beispielsweise von Einsätzen zur Bewachung vor der Sixtinischen Kapelle, Sport und der Ausrüstungspflege auf den Stuben.
Um in der Garde zu dienen, muss man Schweizer Staatsbürger sein, ledig, 19 bis 30 Jahre alt, eine Richtgröße von 174 Zentimetern haben. Weitere Voraussetzungen sind gute Gesundheit, ein guter Leumund und die Zugehörigkeit zur römisch-katholischen Konfession. Sind diese erfüllt, kann man sich zum Dienst für mindestens 26 Monate bewerben.
Bewerber wie Elijah berichten im Film von der für viele größten Herausforderung: einem stundenlangen Rekrutierungsgespräch mit einem Kaplan und dem Kommandeur der Garde, Christoph Graf. Der heutige Oberst ist ein ehemaliger Beamter der Schweizer Post. Elijah beschreibt aber auch seine größten Momente, die ein Gardist nie vergessen werde: die Vereidigung und die erste Begegnung mit dem Papst.
Gedreht wurde die interessante und kurzweilige Dokumentation in Italien, im Vatikan und in der Schweiz. Der Film wirkt wie ein Hausbesuch bei der Armee des Papstes. Lamberts Filme zeichnet generell eine besondere Nähe zu seinen Protagonisten aus. Diese sind in über 60 Ländern zu sehen und wurden auf wichtigen internationalen Filmfestivals ausgezeichnet.
Mit Momentaufnahmen von Bedrohungen des Heiligen Vaters durch Terrorismus und Menschen, die sehr emotional auf die Nähe des Papstes reagieren, führt die Doku in einem gekonnten Spannungsbogen zum zweiten Teil. Dieser befasst sich ab 21.05 Uhr mit den Gefahren auf einer Afrika-Reise von Papst Franziskus. Er stellt aber auch verheiratete Soldaten im Vatikan vor – denn nach fünf Dienstjahren ist für Gardisten die Ehe möglich.