Predigttext für den 10. Sonntag nach Trinitatis: Römer 9,1–8.14–16 6 Denn nicht alle sind Israeliten, die von Israel stammen; 7auch nicht alle, die Abrahams Nachkommen sind, sind darum seine Kinder. Sondern nur „was von Isaak stammt, soll dein Geschlecht genannt werden“ (1. Mose 21,12), 8 das heißt: nicht das sind Gottes Kinder, die nach dem Fleisch Kinder sind; sondern nur die Kinder der Verheißung werden als seine Nachkommenschaft anerkannt. 9 Denn dies ist ein Wort der Verheißung, da er spricht (1. Mose 18,10): „Um diese Zeit will ich kommen und Sara soll einen Sohn haben.“ 10 Aber nicht allein hier ist es so, sondern auch bei Rebekka, die von dem einen, unserm Vater Isaak, schwanger wurde. 11 Ehe die Kinder geboren waren und weder Gutes noch Böses getan hatten, da wurde, damit der Ratschluss Gottes bestehen bliebe und seine freie Wahl – 12 nicht aus Verdienst der Werke, sondern durch die Gnade des Berufenden –, zu ihr gesagt: „Der Ältere soll dienstbar werden dem Jüngeren“ (1. Mose 25,23).
Von Eckhard Zemmrich
Wenn zwei dasselbe sagen, ist es nicht dasselbe. Wenn der „israelische“ Judenchrist Paulus von Christus als Gott spricht (Vers 5), dann tut er dies im tiefen Schmerz darüber, dass er sich darin von so vielen seines Volkes getrennt weiß. Wenn dagegen deutsche Heidenchristen von Christus als Gott sprechen, dann kann dies nicht geschehen, ohne den Schmerz über den beispiellos entsetzlichen Verrat an der Verbundenheit mit dem Volk, zu dem Jesus Christus gehört. Paulus ringt mit seinem Schmerz und um eine Hoffnung, die diesen Schmerz zu umgreifen vermag. Wo können wir von ihm lernen – mit unserem Ringen um Hoffnung? Wir können lernen von seinem Mut, klar Position zu beziehen und dabei Konflikte nicht zu scheuen: Acht exklusive Merkmale seines Volkes zählt Paulus auf (Vers 4–5), gipfelnd in der Auszeichnung, den universalen Retter hervorgebracht zu haben, „Christus, der Gott ist über alles“. Exklusivität und Universalität, allein auserwählt, und auserwählt für alle – beides macht das biblische Gottesvolk aus. Konkret in dem, was Paulus an Merkmalen benennt, auf die Spitze getrieben in dem einen Menschen Jesus Christus und seiner universalen Bedeutung. Beide, Israel und der Jude Jesus Christus, und beides, Exklusivität und Universalität beider, gehören zusammen – bleibend. Beides ist Wahrheit, die Paulus bezeugt.
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