In dem armen Karibikstaat kontrollieren bewaffnete Banden rund 85 Prozent der Hauptstadt Port-au-Prince. Bei der Wiederöffnung eines Hospitals kam es nun zu einem weiteren blutigen Anschlag.
Nationale und internationale Presseverbände haben die Ermordung von zwei Journalisten in Haiti während der Weihnachtstage scharf verurteilt. Wie lokale Medien berichteten, wurden an Heiligabend die beiden Reporter Markenzy Nathoux, der für die Sender Boston Caribbean Network und Lavi FM Radio arbeitete, und Jimmy Jean von Moun Afe Bon TV bei einem Attentat getötet. Bei dem Anschlag, der sich den Angaben zu Folge bei der Wiedereröffnung des wichtigsten öffentlichen Krankenhauses in der Hauptstadt Port-au-Prince ereignete, kam auch ein Polizist ums Leben.
Das “Online Media Collective” berichtete zudem über sieben weitere verletzte Journalisten. Damit erhöht sich die Zahl der in Haiti seit 2022 ermordeten Journalisten auf insgesamt 16 Reporter.
Zu dem Anschlag bekannte sich die mächtigste Bande des Karibikstaates in einem in Sozialen Netzwerken veröffentlichen Video. Laut CNN begründete Bandenchef Johnson “Izo” André den brutalen Überfall damit, dass das Banden-Bündnis “Vivre Ensemble” die Wiedereröffnung des Krankenhauses nicht genehmigt habe.
In einer Stellungnahme der Interamerikanischen Pressegesellschaft forderte Carlos Jornet, Vorsitzender des Ausschusses für Presse- und Informationsfreiheit, “dass die Behörden eine gründliche Untersuchung durchführen, um die Verantwortlichen zu identifizieren und sie mit der vollen Härte des Gesetzes zu verfolgen”. Die Gewalt krimineller Gruppen, die politische Instabilität und die allgemeine Unsicherheit hätten weiterhin Auswirkungen alle Aspekte des Lebens im Lande, so Jornet.
Das Land steckt seit Jahren in einer schweren innenpolitischen Krise. Nach dem Mord an Staatspräsident Jovenel Moïse 2021 bauten illegale bewaffneten Banden im Land ihre Macht aus und terrorisieren seitdem die Bevölkerung. Fast die Hälfte der Bevölkerung, etwa 4,9 Millionen Menschen, habe nicht genug zu essen, um gesund zu überleben, hieß es zuletzt aus UN-Kreisen. Haiti gilt ohnehin als das ärmste Land der westlichen Hemisphäre. Es wurde in den letzten Jahren von Naturkatastrophen wie Erdbeben und Wirbelstürmen erschüttert, zuletzt kam eine Cholera-Welle hinzu, die Hunderte Tote forderte.