Die Forderung nach Zulassung von Frauen zu Weiheämtern in der katholischen Kirche ist nicht nur in Deutschland oft zu hören. Auch der Vatikan befasst sich mit dem Thema. Ein Durchbruch scheint aber noch in weiter Ferne.
In der Frage, ob Frauen ein Weiheamt in der katholischen Kirche erhalten können, ist die katholische Kirche uneins. Anders als viele protestantische und anglikanische Kirchen und in Einklang mit den Orthodoxen hält sie bislang daran fest, nur Männer zu weihen: zu Diakonen, zu Priestern und zu Bischöfen. Doch hält sie zwar an der Tradition fest, bindet sich aber nicht für alle Ewigkeit daran.
Es war Papst Johannes Paul II., der 1994 in seinem Schreiben “Ordinatio sacerdotalis” erklärte, “dass die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, und dass sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben”.
Trotz des endgültig klingenden Tons ließ er in dem Schreiben drei Hintertüren offen. Zum einen sprach er die Frage des Diakonats nicht ausdrücklich an, sondern äußerte sich nur zur Priesterweihe. Zweitens argumentierte der Papst in seiner Begründung historisch und nicht streng dogmatisch: Weil Jesus einst nur Männer zu Aposteln berufen hat und dann fast 2.000 Jahre lang nur Männer geweiht wurden, müsse dies auch in Zukunft so sein, lautete das Argument. Der von Verteidigern der exklusiven Männerweihe oft vorgebrachte Satz, dass nur Männer geweiht werden könnten, weil Christus ein Mann war, steht hingegen so nicht in dem Text von 1994.
Drittens schreckte der Papst – obwohl manche damals dazu rieten – davor zurück, sein Nein zur Frauenweihe in den Rang einer unfehlbaren dogmatischen Entscheidung zu heben. Damit war die Tür zur Frauenweihe zwar deutlich hörbar zugeschlagen, aber immerhin nicht für alle Zeiten abgeschlossen und verriegelt.
Ähnlich ist es mit der noch von Papst Franziskus eingesetzten Kommission unter Leitung des italienischen Kardinals Giuseppe Petrocchi, die nun ihre Voten veröffentlicht hat. Auch sie kommt zu einem auf den ersten Blick eher negativen Ergebnis.
In einem Votum vom Juli 2022, also noch vor den Versammlungen der Weltsynode in Rom, hält sie fest, dass “nach dem derzeitigen Stand der Fragestellung in Bezug auf historische Forschung und theologische Untersuchung die Möglichkeit ausgeschlossen ist, in Richtung der Zulassung von Frauen zum Diakonat als einem Weiheamt weiter voranzuschreiten”.
Dann folgt jedoch die Einschränkung: “Diese Einschätzung ist im Licht der Heiligen Schrift, der Tradition und des kirchlichen Lehramtes valide; sie erlaubt aber nicht, ein endgültiges Urteil zu formulieren, wie dies beim priesterlichen Weiheamt der Fall war.”
Dass die Frage dogmatisch weiter offen ist, macht ein kurioses Abstimmungsergebnis deutlich, das die Kommission nach langer Debatte in ihrer letzten Sitzung im Februar 2025 fasste, also bereits unter dem Eindruck der Debatten der Weltsynode. Zur Abstimmung stand ein Satz, der die Debatte um eine mögliche Öffnung von Weiheämtern ein für alle Mal für geschlossen erklärt hätte.
Er lautet: “Das Mann-Sein Christi und folglich auch das Mann-Sein derer, die die Weihe erhalten, ist nicht zufällig, sondern ist integraler Bestandteil der sakramentalen Identität, die die göttliche Ordnung des durch Christus gewirkten Heils bewahrt. Diese Wirklichkeit zu ändern, wäre nicht bloß eine Anpassung des Dienstamtes, sondern ein Bruch mit der brauthaften Bedeutung des Heils.”
Dahinter steht die traditionelle theologische Rede von der “Kirche als Braut Christi”, die nur durch das komplementäre Mann-Sein Christi Sinn machen würde. Zu diesem Satz lautet das nun veröffentlichte Abstimmungsergebnis der Kommission: “Fünf Mitglieder haben sich dafür ausgesprochen, den Satz in dieser Form zu bestätigen; die anderen fünf haben dafür gestimmt, dass er gestrichen werden soll.” Der Kommission gehören fünf Frauen und fünf Männer an. Es ist aber nicht sicher, dass die Abstimmung entlang der Geschlechtergrenzen lief.
Die soeben veröffentlichten Voten der Kommission, darunter auch solche zur stärkeren Gleichberechtigung der Frauen in der Kirche, sind in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. Vor allem geben sie einen ungewohnt transparenten Einblick in den Stand der Debatte eines Gremiums, das einberufen wurde, um den Papst bei höchst brisanten Fragen zu beraten. Sie zeigen ferner, dass diese Debatte keineswegs eingefroren ist, sondern sich dynamisch entwickelt. Was Papst Leo XIV. nun damit macht, bleibt ganz allein ihm überlassen.