Der 3. Oktober ist ein sperriger Nationalfeiertag. Vielen Deutschen ist er ziemlich gleichgültig. Das will eine Initiative ändern: mit bundesweitem Gesang.
33 Jahre deutsche Einheit – eigentlich wäre am Dienstag ein Freudenfest angesagt. Doch der 3. Oktober hat sich bislang als ein schwieriger Nationalfeiertag erwiesen, nicht nur wegen des manchmal ungemütlichen herbstlichen Wetters.
“In den meisten Ortschaften und Städten gibt es bisher keine öffentliche Feiertradition der Bevölkerung – der 3. Oktober als Nationalfeiertag wird so gerade von der jungen Generation kaum mehr in seiner Bedeutung wahrgenommen”, bemängelt auch eine bundesweite Initiative um den Bundesmusikverband Chor & Orchester und evangelische Musikverbände. Sie ruft Chöre, Gemeinden, Musikgruppen, Bands, Vereine, Musikschulen und Bürger bundesweit zum vierten Mal auf, am Tag der Deutschen Einheit “das Wunder der Friedlichen Revolution und des Mauerfalls zu feiern” – mit gemeinsamem Gesang und Kerzen.
Auf Marktplätzen in ganz Deutschland soll es am Dienstag ab 19.00 Uhr ein offenes Singen und Musizieren geben. Rund 250 Orte wollen sich in diesem Jahr beteiligen – mit über 20.000 Sängerinnen und Musikern, wie die Veranstalter mitteilten. “Die Liederhefte mussten mittlerweile nachgedruckt werden und sind aktuell schon wieder vergriffen.”
Die Initiative, die auch vom Deutschen Musikrat, dem Deutschen Städtetag und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) unterstützt wird, steht in diesem Jahr unter der Schirmherrschaft des aktuellen Bundesratspräsidenten und Hamburger Ersten Bürgermeisters Peter Tschentscher (SPD). In Hamburg, wo diesmal das zentrale Bürgerfest der Bundesregierung zum Tag der Deutschen Einheit stattfindet, beteiligt sich die Initiative “Deutschland singt und klingt” am Programm und ist ab 18.30 Uhr auf der Hauptbühne des NDR auf der Binnenalster präsent. Von dort aus wird per livestream auf youtube übertragen. Geplant ist dabei auch ein Auftritt von Rolf Zuckowski mit seinem Kinderchor.
2023 liegt ein besonderer Fokus der bundesweiten Aktion auf der Absage an jeden Antisemitismus sowie auf dem Krieg in der Ukraine und dem Thema “Keine Gewalt”: “Die Initiative ehrt all die friedlichen Bürgerrechtlerinnen und Bürgerrechtler und sagt mit Blick auf die aktuellen kriegerischen Entwicklungen Danke für die friedliche Revolution und den Mauerfall”, so die Veranstalter.
Nur einige wenige Eckpfeiler des Programms sind festgelegt: Geplant ist, zeitgleich im ganzen Land ab 19.00 Uhr zehn “allgemein bekannte und verbindende Lieder” zu singen. Darunter sind “Die Gedanken sind frei”, “Tage wie diese”, “Oh Happy Day”, “Mensch”, Freiheit” und “Hevenu shalom alechem” (“Wir wollen Frieden für alle”), das in Ukrainisch, Russisch und dieses Jahr zum ersten Mal in Gedenken an die Erdbebenopfer in Syrien und der Türkei auch in Syrisch und Türkisch erklingen soll. Auch sollen die Teilnehmer Kerzen in der Hand halten – in Erinnerung an die friedliche Revolution von 1989. Sonst sind alle Veranstalter frei, das Event auszubauen.