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Zeitung: Nachlass zeigt, wie Kunstfälscher von St. Marien vorgingen

Aus dem Nachlass eines Restaurators geht einem Medienbericht zufolge hervor, wie die gefälschten Malereien in der Lübecker Marienkirche entstanden sind. Die falschen Fresken „waren einer der größten Kunstskandale der Nachkriegsgeschichte“, heißt es in den „Lübecker Nachrichten“ (Sonntag/Montag). Die Enkelin des Restaurators Bernhard Theo Dietrich-Dirschau (gestorben 1978) habe die Unterlagen ihres Großvaters dazu jetzt an Marienpastor Robert Pfeifer übergeben, heißt es. Ihr Großvater, der Assistent des Hauptfälschers Lothar Malskat war, habe testamentarisch verfügt, dass die Unterlagen erst nach seinem Tod gelesen werden dürften. „Dann müssen sie in Vergessenheit geraten sein – und sind nun am Ort des Geschehens wieder aufgetaucht“, heißt es in dem Bericht.

Bernhard Theo Dietrich-Dirschau habe „detailliert dokumentiert, wie die angeblich gotischen Fresken aus der Bauzeit der Kirche zwischen 1250 und 1350 Ende der 1940er Jahre gefälscht und auf alt getrimmt wurden“, heißt es. Gemeinsam mit Lübecks Museumsdirektor Tilmann von Stockhausen plane der Marienpastor nun eine Ausstellung über Malskats Malereien. Pfeifer wolle dabei den Fokus von der bloßen Fälschung auf die Leistungen derer lenken, die nach dem Krieg die Kirche retteten.

Der Brand der Marienkirche 1942 hatte Teile der mittelalterlichen Wandmalereien freigelegt, die nach dem Krieg restauriert werden sollten. Malskat übernahm diese Aufgabe, malte aber eigenmächtig einige Heilige dazu. Es gab eine Sonderbriefmarke der Post und Bundeskanzler Konrad Adenauer persönlich besichtigte die Fresken 1951. Im Jahr 1952 flog der Betrug durch eine Selbstanzeige Malskats auf. Kurz darauf wurden die Wandmalereien mit Schrubber und Lösungsmittel entfernt.