2,5 Millionen für die eigene Forschung – das ist ein bedeutendes Sümmchen für einen Wissenschaftler. Unten den neuen Preisträgern des renommierten Leibniz-Preises ist auch ein Theologe.
Vier Wissenschaftlerinnen und sechs Wissenschaftler erhalten den renommierten Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Der wichtigste Forschungsförderpreis in Deutschland ist mit je 2,5 Millionen Euro Preisgeld dotiert. Ausgezeichnet wird unter anderen der Münsteraner katholische Theologe Michael Seewald, der “für seine Arbeiten in der Systematischen Theologie, insbesondere der Dogmengeschichte und der Dogmenhermeneutik” geehrt wird, wie die Wissenschaftsorganisation am Mittwoch in Bonn mitteilte.
Von den zehn Preisträgern kommen zwei aus den Geistes- und Sozialwissenschaften, vier aus den Lebenswissenschaften, drei aus den Naturwissenschaften sowie einer aus den Ingenieurwissenschaften. Das Preisgeld können sie bis zu sieben Jahre lang nach ihren eigenen Vorstellungen und ohne bürokratischen Aufwand für ihre Forschungsarbeit verwenden.
Ausgezeichnet werden neben Seewald der Berliner Zellbiologe Volker Haucke, der Münchner Philosoph Hannes Leitgeb, die Stuttgarter Chemikerin Bettina Valeska Lotsch, der Heidelberger Physiker Wolfram Pernice, die Berliner Biologin Ana Pombo, der Münchner Informatiker Daniel Rückert, die Bonner Mathematikerin Angkana Rüland, die Münchner Biologin Maria-Elena Torres-Padilla und der Freiburger Krebsforscher Robert Zeiser.
Der Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis wird seit 1986 jährlich von der Forschungsgemeinschaft verliehen. Mit den diesjährigen Auszeichnungen sind bislang insgesamt 428 Leibniz-Preise vergeben worden. Davon gingen 136 in die Naturwissenschaften, 126 in die Lebenswissenschaften, 101 in die Geistes- und Sozialwissenschaften und 65 in die Ingenieurwissenschaften. Da Preis und Preisgeld in Ausnahmefällen geteilt werden können, ist die Zahl der Ausgezeichneten höher als die der Preise. Insgesamt haben bislang 455 Nominierte den Preis erhalten, darunter 377 Wissenschaftler und 78 Wissenschaftlerinnen.
Seewald wurde 1987 in Saarbrücken geboren. Er studierte Katholische Theologie, Politikwissenschaft und Philosophie in Tübingen, Pune (Indien) und Frankfurt am Main. 2011 wurde er an der Ludwig-Maximilians-Universität in München promoviert, vier Jahre später folgte ebenfalls in München die Habilitation. 2016 vertrat Seewald den Lehrstuhl für Dogmatik und Theologische Propädeutik in Bonn, seit 2017 ist er Lehrstuhlinhaber und Direktor des Seminars für Dogmatik und Dogmengeschichte an der Universität Münster.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft betonte, mit seinem historisch-kritisch abgeleiteten Plädoyer für die Wandelbarkeit von Dogmen unter Beibehaltung der Tradition sei es Seewald gelungen, eine Brücke zwischen gegensätzlichen Lagern im Katholizismus zu schlagen. “Damit gilt er als eine Schlüsselfigur der Dogmenhermeneutik, die die aktuellen theologischen Debatten über Reform, Glaubenswandel und Tradition maßgeblich prägt.” Zudem widme sich der Theologe religionsvergleichenden Studien, in Zusammenarbeit mit dem Islamwissenschaftler Thomas Bauer und dem Judaisten Alfred Bodenheimer.