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Würzburger Bischof: Bei Wahl von Menschenwürde leiten lassen

Die ablehnende Haltung der katholischen Kirche zu extremistischen Parteien hat der Würzburger Bischof Franz Jung am Mittwoch betont. Mit Blick auf die vorgezogene Bundestagswahl am 23. Februar sagte der Bischof bei der Jahres-Pressekonferenz seines Bistums, politische Positionen, „die unsere demokratische Ordnung angreifen“, seien mit dem christlichen Menschen- und Gesellschaftsbild nicht vereinbar: „Auch für die Bundestagswahl gilt: Nicht jede Wahloption ist eine für Christen wählbare Option!“

Das Bistum suche „im Einsatz für ein friedvolles und demokratisches Miteinander“ den Schulterschluss mit anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren. Mit der katholische Deutsche Bischofskonferenz und der Caritas sei man beispielsweise dem Bündnis „Zusammen für Demokratie“ beigetreten. Als Bistum habe man sich zudem der ökumenischen Initiative „Für alle. Mit Herz und Verstand“ angeschlossen, betonte der Bischof. Man wolle damit zur Teilnahme an der Wahl unter Beachtung der Werte Menschenwürde und Nächstenliebe aufrufen.

Mit Blick auf die geplanten Gesetzesänderungen der Unionsparteien in der Asylpolitik sagte Bischof Jung: „Wahlkampf ist in der Regel keine gute Zeit, um auf die sachliche Ebene zurückzukehren.“ Am Mittwoch war auch ein Brandbrief der beiden großen christlichen Kirchen an die Unionsparteien bekannt geworden. Bischof Jung sagte, die Hauptkritik der Kirchen sei, „dass die vorgeschlagenen Gesetzesänderungen keinen einzigen dieser Anschläge verhindert hätten“. Am Freitag soll im Bundestag über die Unionspläne abgestimmt werden.

Bei der Pressekonferenz ging es auch um die Finanzen des Bistums: Für das Jahr 2025 rechnet die Diözese mit einem leichten Haushalts-Plus. Die Einnahmen des Bistums liegen bei rund 218 Millionen, die Ausgaben bei 216,1 Millionen Euro. Am Ende bleibe ein Überschuss von 1,9 Millionen Euro. Der größte Einnahmenposten sind 178 Millionen Euro an Kirchensteuern. Hinzu kommen etwa rund 8,9 Millionen Euro an Staatsleistungen. Auch dieses Jahr den größten Anteil an den Ausgaben hat der Personalaufwand mit 124,7 Millionen Euro.

Insgesamt entspannt sich die vormals stark angespannte Finanzsituation des Bistums weiter. Im Jahr 2019 hatte das Bistum ein Rekordminus von 40,7 Millionen Euro eingefahren, seither galt in mehreren Bereichen ein strikter Sparkurs. Der Bischöfliche Stuhl zu Würzburg, der vor allem für die Altersversorgung der Priester sorgt, soll dieses Jahr ebenfalls einen ausgeglichenen Haushalt erreichen. Man rechne mit 16,8 Millionen Euro an Einnahmen. Der größte Ausgabenposten sind mit ungefähr 7,5 Millionen Euro die Priester-Pensionen.

Bischof Jung verwies auch auf den großen Arbeitsbereich der Caritas im Bistum. Dort mache sich der große Fachkräftemangel im sozialen Bereich mittlerweile bemerkbar. Schon jetzt könnten zum Beispiel vorhandene Pflegeplätze mangels Fachkräften nicht belegt werden. Im Kita-Bereich gebe es im Bereich des Bistums etwa 500 Einrichtungen der Caritas. Die 8.300 Mitarbeitenden dort betreuten etwa 32.000 Kinder. Damit entlaste man die politischen Gemeinden wesentlich bei ihrer Pflichtaufgabe der Bereitstellung von Kita-Plätzen.

Zudem gab das Bistum bekannt, dass vergangenes Jahr zwei neue Missbrauchsvorwürfe bekannt wurden. Ein Vorwurf richte sich gegen einen verstorbenen Priester aus dem Bistum Würzburg, der andere Vorwurf gegen einen Ehrenamtlichen der Caritas. Im ersten Halbjahr 2025 rechne das Bistum zudem mit der Veröffentlichung eines Gutachtens, das die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Bistum bereits im November 2022 in Auftrag gegeben hatte. (00/0325/29.01.2025)