Der Schriftsteller Frank Witzel ist am Freitagabend in Frankfurt am Main mit dem „Wortmeldungen Ulrike Crespo Literaturpreis“ ausgezeichnet worden. In seinem preisgekrönten Essay „Die Möglichkeit einer Micky Maus“ beschäftige sich der Autor mit Verlust und Abschied als Grundbedingung der Existenz, teilte die Crespo-Foundation mit. Der Preis für kritische Kurztexte ist mit 35.000 Euro dotiert.
Witzel mache in seinem Essay deutlich, „wie heftig das Dasein durch Abschiede geprägt ist“, sagte der Literaturkritiker Paul Jandl in seiner Laudatio. Die Beobachtungen des Textes reichten von den globalen Katastrophen bis hin zu feinsten privaten Erfahrungen. Witzel führe „vom privaten Ernstfall des Verlusts ganz direkt in die Zonen des Unfassbaren“, die Kriegs- und Krisenregionen, in denen Abschiede millionenfach multipliziert würden. Um das Wesen des Abschieds zu erfassen, lote der Autor das Sensorium unterschiedlichster Arten von Kunst aus.
Frank Witzel, 1955 in Wiesbaden geboren, lebt in Offenbach und Berlin. Er schreibt Lyrik, Prosa und Hörspiele. Seit seinem Lyrikdebüt 1978 veröffentlichte er mehr als ein Dutzend Bücher. Für den Roman „Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969“ erhielt Witzel 2015 den Deutschen Buchpreis. Zuletzt veröffentlichte er „Die fernen Orte des Versagens“ (2023).
Der „Wortmeldungen Ulrike Crespo Literaturpreis für kritische Kurztexte“ wird jährlich von der Crespo-Foundation ausgelobt. Er wird für herausragende literarische Kurztexte verliehen, die sich mit aktuellen gesellschaftspolitischen Themen auseinandersetzen. Im vergangenen Jahr wurde die Schriftstellerin Judith Schalansky ausgezeichnet.