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Wolfgang Bosbach: Beschimpfungen gehören zum Politiker-Alltag

Für den früheren Bundestagsabgeordneten Wolfgang Bosbach (CDU) gehören Beschimpfungen zum Politiker-Alltag. “Und wer das nicht möchte, der sollte besser kein öffentliches Amt annehmen”, sagte er dem Kölner Internetportal domradio.de (Dienstag). “Unter dem Strich habe ich in 46 Jahren Politik – 23 Jahre in der Kommunalpolitik und 23 Jahre in der Bundespolitik – aber viel mehr gute als schlechte Erfahrungen gemacht.”

Tatsächlich sind laut Bosbach die Bedrohungen massiver geworden. “Da, wo früher geschubst wurde, wird heute geschlagen. Wo früher geschlagen wurde, benutzt man heute eine Waffe.” Inzwischen betreffe es auch die ehrenamtliche Arbeit in den Kommunalparlamenten. Er sei aber hin- und hergerissen, wenn ein besonderer Schutz für Politiker gefordert werde. “Da frage ich dann: Warum? Wir sind doch nicht besser als der Handwerker, der Maurer, der Metzger.”

Das raue Klima in der Politik ist aus Sicht Bosbachs “kein vollkommen neues Phänomen”. So habe er um das Jahr 2000 an der Uni Göttingen an einer Veranstaltung zum Thema doppelte Staatsangehörigkeit teilgenommen. “Bei Veranstaltungen an der Uni Göttingen ist es immer hart zur Sache gegangen.” Im Hörsaal seien Stinkbomben geschmissen worden und draußen seien Hundertschaften von Polizisten gegen den Mob vorgegangen. Die Frage heute sei, ob der Angriff gegen den SPD-Europaabgeordneten Matthias Ecke in Sachsen der negative Höhepunkt oder der Beginn einer neuen Gewaltwelle war. “Ich hoffe, dass das der negative Höhepunkt war und die Menschen jetzt wieder mehr zur Besinnung kommen.”