Ob Bauernkrieg, Anti-Atomkraft-Proteste oder „Black Lives Matter“: Unter dem Motto „PROTEST! Von der Wut zur Bewegung“ lädt das Landesmuseum Württemberg dazu ein, ab dem 27. Oktober bis zum 4. Mai 2025 in die Welt des Protests und Aktivismus einzutauchen. In der interaktiven Ausstellung im Alten Schloss Stuttgart, die eine Fläche von 800 Quadratmetern hat, könne jeder selbst die Rolle von Protestierenden einnehmen, erklärte Sarah Happersberger, eine der beiden Kuratorinnen, am Donnerstag bei der Pressevorbesichtigung.
Die gesamte Ausstellung erinnert an ein riesiges, begehbares Protestbanner. Filmsequenzen von unterschiedlichen Protesten zeigen am Anfang der Schau, dass jeder Protest damit beginnt, dass Menschen Ungerechtigkeit fühlen. Die Besucher werden gefragt, wofür sie protestieren würden und können dann in einem interaktiven Parkour entscheiden, welchen Weg des Protests sie wählen würden und was die Herausforderungen zum Beispiel bei einer Parteigründung oder bei der Organisation einer Demonstration sind.
In der Ausstellung ist es möglich, eine Menschenkette für Kinderrechte zu bilden oder in einer Sofaecke die an die Wand tapezierten QR-Codes zu scannen und dann Online-Petitionen per Klick zu unterstützen. Oder durch ein Megafon seine Parolen zu rufen. Wer es will, kann in einer Art „Wutraum“ mit einem Baseballschläger auf ein Auto eindreschen – oder dies bewusst sein lassen.
Anhand von Twitter-Daten der Black-Lives-Matter-Bewegung wird gezeigt, wie sich digitaler Protest entwickelt und welche Verbindungen es zwischen Online-Aktivismus und Straßenprotesten gibt. Eine interaktive Kugelbahn lässt die Mechanismen von digitalem Aktivismus spielerisch erleben. In der „Protest des Monats“-Vitrine bietet die Ausstellung einen aktuellen Einblick in die Protestbewegungen, die während der Ausstellungszeit stattfinden.
Die Ausstellung zieht in vielen Stationen direkte Vergleiche zwischen dem historischen Bauernkrieg und aktuellen Protestformen. So führt die Aufständische Magdalene Scherer, eine mit KI generierte Zeitzeugin, virtuell durch die Ausstellung und erzählt, was sie 1524/25 wütend machte.
Christina Haak, Direktorin des Landesmuseums Württemberg, sagte, dass der Bauernkrieg die erste Massenbewegung der deutschen Geschichte war, in der tradierte Ordnungen infrage gestellt wurden. Die Forderung der Bauern nach Freiheit, Gerechtigkeit und gesellschaftlichem Zusammenhalt seien auch heute noch relevant.
Am Ende der Ausstellung werden Besucherinnen und Besucher dazu eingeladen, sich zu überlegen, welche Utopien sie für die Zukunft haben und sehen anhand von Fotos und Postkarten, wovon andere Menschen träumen.
Passend zur Hauptausstellung eröffnet das Kindermuseum „Junges Schloss“ die Mitmachausstellung „ZOFF!“, in der sich Kinder und Familien spielerisch mit Konflikten auseinandersetzen können. Sie geht den Ursachen von Streit auf den Grund, zeigt aber auch Wege auf, wie man sich wieder versöhnen kann.