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Wo Hilfe großgeschrieben wird

Wenn Senioren im Umgang mit Handys und Tablets Probleme haben, finden sie Hilfe im Mediencafé von St. Petri in Hannover. Hier helfen ihnen Schüler aus einer benachbarten Schule weiter. Doch auch die Jugendlichen profitieren.

Mats Deutgen hilft Renate Hackbarth
Mats Deutgen hilft Renate HackbarthSven Kriszio

Hannover. Im Gemeinderaum von St. Petri in Hannover-Döhren klingelt es. „Brrr, brrr“, macht ein Handy. Doch die Jugendlichen und Senioren, die in drei Gruppen zu zweit oder dritt um einen langen Tisch mit Tee, Keksen und Mandarinen sitzen, stört das nicht. Sie tuscheln weiter und beugen ihre Köpfe über die kleinen Monitore.

Dann klingelt es schon wieder. Dasselbe Handy, ein anderer Ton. Eine Gruppe stellt gerade einen Klingelton ein. Die Auswahl ist wohl noch eine der einfachsten Fragen, denen sich die drei Senioren und sechs Schüler an diesem Vormittag stellen. Auf dem Tisch liegt alles, was im Umgang mit den Kommunikationsgeräten Probleme bereitet. „Mediencafé“ nennt sich die Veranstaltung in der Kirchengemeinde. Die hilfsbereiten Schüler kommen aus der Glockseeschule gegenüber.

Auch die Schüler lernen

Auch vor Hans-Jürgen Pfrimmer und Sophie Behr liegen zwei Handys, ein Tablet und ein Problem, das ihn sehr geärgert hat, wie Pfrimmer sagt. „Ich wollte ein Backup machen, aber das ging nicht“, so der Über-70-Jährige. Zu Hause habe er im Internet recherchiert, aber nichts Hilfreiches gefunden. „Ich brauche eine Schritt-für-Schritt-Anleitung.“ Gefunden hat er sie im Mediencafé, von dem er im Gemeindeblatt von St. Petri gelesen hatte: in der Person der Schülerin. Gemeinsam haben sie so lange herumprobiert, bis die Sicherungskopie endlich gelang. „Das war auch für mich nicht so einfach“, sagt die Zwölfjährige.

Das Mediencafé, das jeden Freitag von 10.45 bis 12 Uhr in St. Petri stattfindet, solle erstmal technische Probleme lösen, sagt Lehrerin Stefanie Heinze von der Glockseeschule. „Älteren Menschen fällt der Umgang mit moderner Technik mitunter schwer.“ Doch die Idee hinter dem Angebot reiche tiefer, sagt Heinze: „Die Schüler sollen lernen, dass Engagement auch einem selbst weiterhilft.“ So würden im Gespräch auch ganz nebenbei Lebenserfahrungen weitergegeben, von denen die Schüler profitieren können. „Mitunter ist so ein anderer Zugang sogar zu schwierigen Themen wie dem Zweiten Weltkrieg möglich“, sagt die 47-Jährige, die Gesellschaftskunde und Englisch unterrichtet. Thema seien auch das Alter und Lebenswege.

Manchmal geht’s auch um den Krieg

Im Rahmen des Fachs „Verantwortung“, das fünf Stunden pro Woche an der Glockseeschule unterrichtert wird, findet auch das Mediencafé statt. Hier stehen die Schüler den Senioren nicht nur mit Rat und Tat zur Seite, sondern sie bereiten auch den Raum vor, kochen Tee, bringen Kekse und Obst mit. Selbst an Servietten denken sie. Andere Schüler engagieren sich in einem Seniorenheim, einem Theaterprojekt oder in der Arbeit mit Flüchtlingen. Im Anschluss wird über die Begegnungen gesprochen. Eine Note im Zeugnis gebe es für die Jahrgänge eins bis neun zwar nicht dafür, sagt die Lehrerin, aber eine schriftliche Bewertung. „Wir gucken, was gut war und wo wir mehr erwarten.“

Mats Deutgen, einer der Schüler, hat einer älteren Besucherin des Mediencafés einige Tipps geben können und sich mit ihr über das Reisen unterhalten. „So macht Helfen Spaß“, findet er.