Die Akademie für Raumentwicklung in der Leibniz-Gemeinschaft (ARL) sieht in der Reaktivierung stillgelegter Schienenstrecken für den Personen- und Güterverkehr eine große Chance. Sie könne die Verkehrswende beschleunigen und gleichwertige Lebensverhältnisse in ganz Deutschland schaffen, erklärte die Akademie am Dienstag. Der Ausbau des Schienennetzes durch Reaktivierung sei „ein Gebot der Stunde“, heißt es dazu in einem Positionspapier der ARL.
Die Wissenschaftler der Einrichtung rufen dazu auf, unmittelbar mit den notwendigen Schritten zu beginnen. Dringend erforderlich sei eine verbindliche Sicherung der Trassen durch die Landes- und Regionalplanung, um eine Überbauung der Trassen auszuschließen. „Stillgelegte Schienenstrecken müssen umgehend auf ihr Potenzial für die Orts- und Regionalentwicklung hin analysiert und verstärkt reaktiviert werden.“
ARL-Präsident Axel Priebs bekräftigte: „Nachdem über Jahrzehnte das Streckennetz der deutschen Eisenbahnen reduziert wurde, ist es angesichts überlasteter Strecken und nicht auf der Schiene erreichbarer Mittelzentren höchste Eisenbahn, das Netz wieder zu verdichten.“ So könne Menschen in allen Teilen Deutschlands ein gut erreichbarer Zugang zum System Eisenbahn verschafft werden.
Nach Akademie-Angaben wurde rund ein Drittel des Streckennetzes in Deutschland zwischen 1955 und 2019 stillgelegt. Damit sei das Gesamtnetz um etwa 15.000 Kilometer verkleinert worden. Zudem seien etwa 80 Prozent der Güteranschlussgleise stillgelegt worden. Das habe das System Schiene erheblich geschwächt. Auf der anderen Seite habe es in den vergangenen Jahrzehnten bundesweit eine Reihe von erfolgreichen Reaktivierungen gegeben.