Artikel teilen:

Wirtschaftsexperte hat von Leo XIV. besseres Bild als vom Vorgänger

“Diese Wirtschaft tötet” – Mit solchen Aussagen hat Papst Franziskus nicht nur Unternehmer verstört. Der Präsidenten des ifo-Instituts setzt darauf, dass die Analysen des neuen Papstes differenzierter ausfallen.

Ifo-Präsident Clemens Fuest sieht Unterschiede zwischen Papst Leo XIV. und dessen Vorgänger in Wirtschaftsfragen. Der erste US-Amerikaner auf dem Stuhl Petri betrachte wirtschaftliche und soziale Herausforderungen nicht nur aus theologischer Perspektive, als Mathematiker und Philosoph denke er auch sehr analytisch, schreibt Fuest in einem Gastkommentar für die Online-Ausgabe der “Welt” (Montag).

Franziskus sei zwar in seiner Hinwendung zu den Armen und einem bescheidenen Lebensstil vorbildlich gewesen, seine Analysen wirtschaftlicher und sozialer Fragen hätten aber nur teilweise überzeugt. So habe der verstorbene Papst das Gewinnstreben verteufelt. Das zeuge “von mangelndem Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge”.

Mit seiner Namenswahl stelle sich der neue Papst in die Tradition der von Leo XIII. grundgelegten katholischen Soziallehre. “Die katholische Soziallehre vertritt sehr differenzierte Positionen zur Ordnung der Wirtschaft”, so Fuest. Sie kritisiere zum einen Missstände in Unternehmen wie Ausbeutung und Kinderarbeit. Zugleich verteidige sie das Privateigentum und wende sich gegen zu hohe Steuern.

Fuest erwartet in dieser Tradition von Papst Leo XIV. einen differenzierten Blick auf aktuelle Probleme wie den Klimaschutz. Damit würde seine Stimme über die Kirche hinaus auch in der globalen Debatte über die Ordnung von Wirtschaft und Gesellschaft gehört, glaubt der Experte. Als positives Beispiel verwies Fuest darauf, dass Robert Prevost als Kardinal für einen weltweiten CO2-Preis plädiert habe. “Das ist ein Instrument, das Marktkräfte und staatlichen Eingriff gezielt kombiniert, um Klimaschutzziele bestmöglich zu erreichen.”