Die Eheleute Jörg-Peter und Claudia Zöllner aus Herdecke haben die Erdgeschosswohnung in ihrem Haus an eine Flüchtlingsfamilie vermietet. Wie es dazu kam und wie das Zusammenleben funktioniert, erzählt Jörg-Peter Zöllner:
Ungarn, so sagen unsere neuen Mieter, sei „die Hölle“ gewesen. Und dass sie pro Person 2500 Euro für den Weg von Syrien in die Türkei zahlen mussten. Sonst sprechen sie wenig über ihre Flucht.
Ob es daran liegt, dass sie all das erst noch verarbeiten müssen, weiß ich nicht. Vielleicht wollen sie uns auch nur nicht belasten. Außerdem klappt die Verständigung leider noch nicht so richtig. Nur die Frau spricht gut Englisch.
Zugegeben: Manche Gewohnheiten der syrischen Familie, die jetzt in unserem Hause lebt, sind uns fremd: zum Beispiel, dass die Rollläden fast immer geschlossen sind. Trotzdem muss ich sagen: Das Experiment ist nicht gescheitert. Wir würden es wieder tun, wir würden die Wohnung wieder an Flüchtlinge vermieten. Wir sehen doch täglich das Leid der Menschen im Fernsehen. Nach dem Tod meiner Mutter im letzten Mai haben meine Frau und ich darum gar nicht lange überlegen müssen. Wir wollten helfen.
Am 1. November ist dann das syrische Ehepaar – beide sind in ihrer Heimat Mathematiklehrer gewesen – mit seinen drei Kindern eingezogen. Es kam aus einem Flüchtlingsheim, wo der ganzen Familie insgesamt 20 Quadratmeter zur Verfügung standen. Jetzt in einer richtigen Wohnung zu wohnen, ist für die Familie ein großes Glück. Und wir sind froh, dass die Möbel meiner Mutter, die wir sonst hätten entsorgen müssen, nun weiterhin ihren Zweck erfüllen.
Die beiden kleinen Kinder freuen sich, dass sie auf dem Hof spielen und Roller fahren können. Und der große Sohn, ein besonders höflicher Junge, hilft meiner Frau immer wieder, die Taschen hochzutragen.
Neulich haben wir uns auch sehr über eine Einladung zu einem opulenten syrischen Essen gefreut, weil die Familie doch nicht so viel Geld hat. Immer wieder auch wandern frisch gebackene Fladenbrot zu uns nach oben. Ich denke, das ist ihre Art, danke zu sagen. So wächst die Hausgemeinschaft langsam zusammen. Protokoll:hei
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