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Wir können es nicht fassen!

Theologisch gearbeitet und freundlich auf Menschen ­zugegangen. Zum Tod von Pfarrer Ulrich Hutter-Wolandt.

Von Carsten Bolz

Als ich am Abend des 23. November erfuhr, dass unser Kollege Ulrich Hutter-Wolandt in den Morgen­stunden dieses Tages gestorben war, konnte ich das kaum fassen. Zwar hatten sich einige aus seinem ­Umfeld in den Wochen zuvor Sorgen gemacht: Ulrich hatte abgenommen, sah schlecht aus. Darauf angesprochen war seine freundliche Antwort stets: Es sei alles in Ordnung; wir sollten uns keine Sorgen machen! Anfang November hatten Unter­suchungen im Krankenhaus dann zu einer Krebsdiagnose geführt; offenbar war seine Erkrankung da aber schon so weit fortgeschritten, dass sie so schnell zum Tod geführt hat. Wir können das kaum fassen!

Rheinische Natur mit reformierter Prägung

Aufgewachsen war Ulrich in Bonn; dort an der Uni hatte er auch seine theologische Laufbahn begonnen. Seine rheinische Natur und seine ­reformierte Prägung waren ihm auch in Berlin deutlich anzumerken. Stets guter Dinge hat er viele Aufgaben übernommen, an denen er Freude hatte. Wichtig war es ihm in all den Jahren, theologisch zu arbeiten und freundlich auf Menschen zuzugehen. Dass er sich dabei gelegentlich auch zu viel zugemutet hat, wollte er nie recht wahrhaben; es sei schon alles in Ordnung – auch ich als sein Superintendent müsste mir keine Sorgen machen.

Durch seine Familienbiografie war ihm Schlesien wichtig geworden. Anfang der 1990er Jahre folgte er seinem Interesse und ging ­gemeinsam mit seiner Frau in die Evangelische Kirche der schlesischen Oberlausitz. Dort arbeitete er als Pfarrer in einigen Dörfern und als Krankenhausseelsorger; dort begann auch seine intensive Mitarbeit im Gustav-Adolf-Werk zunächst der Schlesischen Kirche und später der EKBO. Durch sein Interesse an Schlesien hat er auch uns im Charlottenburg-Wilmersdorfer Pfarrkonvent einiges der Geschichte dieses Teils unserer Kirche nahegebracht.

„Ihr Pfarrer“ für Familien rund um den Karl-August-Platz

2006 kam er dann nach Berlin – zunächst in eine Schulpfarrstelle und zur Vertretung in die Kirchengemeinde Boxhagen-Stralau, bevor er 2010 eine Pfarrstelle in der Trinitatisgemeinde in Charlottenburg übernahm. Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen – weiterhin auch im Religionsunterricht – hat Ulrich sehr erfüllt. Viele hat er auf deren Weg in die Kirche begleitet; für viele Familien rund um den Karl-August-Platz bei der Wilmersdorfer Straße ist er „ihr“ Pfarrer gewesen.

Wenn wir nun von ihm Abschied nehmen müssen und darauf vertrauen, dass wir uns nun tatsächlich um ihn keine Sorgen mehr machen müssen, dann werden wir ihn dankbar in Erinnerung behalten. Unsere Sorge und unser Beten gilt aber insbesondere seiner Frau, wie allen, die um ihn trauern. 

Mit Jochen Klepper, dem schlesischen Theologen und Dichter, bete ich: „Sind nun die dunklen Stunden da, soll hell vor mir erstehen, was du, als ich den Weg nicht sah, zu ­meinem Heil ersehen!“ (EG 486,10).

Die Trauerfeier konnte leider nicht am geplanten Termin stattfinden – sie wird voraussichtlich nachgeholt am Mittwoch, 16. Dezember, 9.30 Uhr und dann auch im Livestream übertragen. 

Carsten Bolz ist Superintendent des Berliner Kirchenkreises ­Charlottenburg-Wilmersdorf