BIELEFELD – Das Thema der diesjährigen westfälischen Landessynode, „Das Pfarramt in der Dienstgemeinschaft unserer Kirche“, hat unter den Synodalen zu lebhaften und teilweise kontroversen Diskussionen geführt. Die Auseinandersetzung, die – anders als sonst auf der Synode üblich – nicht im Plenum, sondern in wechselnden Kleingruppen stattfand, wurde eingeleitet von einem Impuls der Präses, Annette Kurschus. Die leitendende Theologin formulierte darin Grundlinien für die Praxis des Pfarramtes.
Das Amt der Pfarrerinnen und Pfarrer ist nach Kurschus‘ Überzeugung zentral in der Kirche. „Wir brauchen dies eine Amt, das zeigt: Das Viele, was in der Kirche getan wird, dreht sich um einen Kern“, so die Präses. Wenn die Rolle der Pfarrerinnen und Pfarrer klar wäre, würden auch die anderen kirchlichen Berufe und das Ehrenamt gestärkt.
Zwar sei die gesamte Kirche zur Bezeugung des Evangeliums aufgerufen, sagte Kurschus; das Pfarramt sei dabei aber am sichtbarsten und unterscheide sich deutlich von den sonstigen kirchlichen Berufen, etwa durch das öffentlich-rechtliche Dienstverhältnis und die lebenslange umfassende Berufung.
In der Mitte des pastoralen „Dienstes am Wort" stünden Wortverkündigung, Taufe und Abendmahl. Pfarrerinnen und Pfarrer müssten ihren Dienst so gestalten können, dass diese zentrale Mitte erkennbar bleibe, forderte Kurschus. Neben den dazu nötigen äußeren Bedingungen sei vor allem die innere Haltung wichtig: Die Menschen sollten merken, „dass wir von dem, was wir verkünden, selbst leben“, sagte die Präses.
Ein „von Herzen kommendes Interesse“ an den Menschen sowie Kontaktfreudigkeit seien für das öffentliche Amt der Pfarrerinnen und Pfarrer unabdingbar, so Kurschus weiter. Sie müssten ihren Alltag und ihre existenziellen Freuden und Nöte teilen.
Diese enge Verbindung von Person und Amt ist nach Kurschus Worten sowohl die größte Stärke als auch die größte Belastung des Pfarrberufs. Die Grenzen zwischen Beruf und Privatleben, zwischen Arbeit und Freizeit seien durchlässig und auch mit exakten Regeln nicht genau voneinander zu trennen. Eine flexiblere Gestaltung der Arbeitszeit als bei anderen Berufsgruppen sei unbedingt notwendig für das Pfarramt, so Kurschus. Im Gegenzug halte sie es für zumutbar, „dass Pfarrerinnen und Pfarrer mit ihrer freien und privaten Zeit flexibel umgehen“.
Als weiteren Grundzug des Pfarrdienstes nannte die Präses die Tatsache, dass sich Erfolg oder Scheitern kaum an objektiven Kriterien messen ließen. Dabei müsse auch vermehrt nach der Qualität im Pfarramt gefragt werden, nicht nur nach der Authentizität der Verkündigung.
Auf den Impuls der Präses folgten zum Teil heftige Diskussionen in den Kleingruppen der Synodalen. Dabei wurde unter anderem kritisiert, dass sich Kurschus ausschließlich mit dem Pfarramt und nicht, wie im Synoden-Thema formuliert, mit dessen Zusammenspiel in der „Dienstgemeinschaft“ mit den anderen kirchlichen Berufen und den Ehrenamtlichen beschäftigt hatte. Außerdem gab es Kritik an den Rahmenbedingungen des Pfarrberufes. Belastung für das Familienleben, ausufernde Arbeitszeiten, überhöhte Erwartungen an das Pfarramt waren häufig zu hörende Stichworte. leg
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„Wir brauchen dieses eine Amt“
Die Dienstgemeinschaft in der Kirche war Thema der Synode. Präses Annette Kurschus stellte ihre Vorstellungen vom Pfarramt an den Beginn der Debatte
