Mehrere Jahre waren Herzkrankheiten auf dem Rückzug. Jetzt steigt ihre Zahl wieder an. Die Deutsche Herzstiftung fordert mehr Vorbeugung und Rehabilitation.
In Deutschland leiden wieder mehr Menschen an Herzkrankheiten. Auch die durch sie verursachte Sterblichkeit steigt nach einer Phase leichter Rückgänge wieder an. Das geht aus dem am Dienstag in Frankfurt veröffentlichten Herz-Bericht der Deutschen Herzstiftung hervor.
Danach starben 2022 insgesamt 216.944 Bundesbürger an den Folgen einer Herzkrankheit, über 11.000 mehr als im Vorjahr. Die Sterberate lag damit bei 224,2 pro 100.000 Einwohner (2021: 215,2). Auch die vollstationären Krankenhausaufnahmen wegen Herzkrankheiten stiegen 2022 leicht an: von 1,56 Millionen im Jahr 2021 auf 1,574 Millionen 2022.
Die meisten Sterbefälle gibt es weiterhin durch Durchblutungsstörungen in der Folge von Herzkranzgefäßverengungen, die koronare Herzkrankheit (KHK). An ihr starben 125.984 Menschen. Rückläufig ist die Zahl der Herzinfarkte: Starben im Jahr 2000 noch 67.282 Menschen in Deutschland daran, waren es 2022 noch 46.608.
Wer einen Infarkt überlebt, bei dem bleibt allerdings meist eine Schädigung am Herzmuskel zurück, die auch eine dauerhafte Herzschwäche verursachen kann. Angestiegen ist die Todesrate der Herzschwäche (Herzinsuffizienz): Sie war mit 37.570 Sterbefällen im Jahr 2022 dritthäufigste Todesursache.
Schätzungsweise bis zu vier Millionen Menschen leiden in Deutschland an Herzschwäche. Sie ist in den meisten Fällen das Endstadium von verschiedenen anderen Herzkrankheiten wie Herzinfarkt, Herzklappenerkrankungen, Herzrhythmusstörungen und angeborenen Herzfehlern. Zugleich stellt diese Volkskrankheit die häufigste Einzeldiagnose für vollstationäre Krankenhausaufnahmen mit 446.814 vollstationären Fällen (2022) dar.
Die Deutsche Herzstiftung forderte mit Blick auf diese Zahlen Verbesserungen in Prävention, Therapie und Rehabilitation von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Der Vorstandsvorsitzender Thomas Voigtländer sagte, die koronare Herzkrankheit und die Herzschwäche seien immer noch die häufigsten Todesursachen. “Beide Herzkrankheiten gehen in aller Regel mit Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, Diabetes mellitus, Vorhofflimmern und Vorhofflattern, aber auch chronischer Nierenschwäche einher.” Die konsequente Behandlung von Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen durch zu viel LDL-Cholesterin durch gesunden Lebensstil und Medikamente sei der entscheidende Hebel zum Eindämmen der Herzerkrankungen, so der Kardiologe.