Anti-Atomkraft-Initiativen und Umweltschützer aus Nordrhein-Westfalen wollen am Sonntag in Ahaus gegen geplante Castor-Transporte demonstrieren. Zu der Kundgebung am Atommüll-Zwischenlager in Ahaus werde als Ehrengast der Träger des Alternativen Nobelpreises 2021, der russische Umweltschützer Vladimir Slivyak, erwartet, teilte der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) am Donnerstag mit. Weitere Rednerinnen seien unter anderem die Ahauser Bürgermeisterin Karola Voß (parteilos) und Kerstin Ciesla vom BUND NRW.
Der Protest unter dem Motto „Keine Castor-Transporte von Jülich nach Ahaus“ startet demnach am Sonntag um 14 Uhr. Die Demonstrantinnen und Demonstranten richten sich gegen das Vorhaben des Landes NRW, trotz der im Sommer bekanntgewordenen Pannen bei Castor-Testfahrten an der Verschiebung von 152 Behältern mit Atommüll vom Forschungszentrum Jülich nach Ahaus festzuhalten. Die Fahrten der mit insgesamt rund 300.000 hochradioaktiven Brennelementkugeln beladenen Castoren sollen im kommenden Jahr per Lastwagen über die Autobahnen quer durch NRW erfolgen.
Die Anti-Atomkraft-Initiativen werfen der schwarz-grünen Regierungskoalition in Düsseldorf Wortbruch vor. Diese hätten in ihrem Koalitionsvertrag von 2022 eine „Minimierung“ der Atomtransporte durch NRW versprochen und zudem vereinbart, den Neubau eines Zwischenlagers in Jülich voranzutreiben, heißt es in dem Aufruf. Doch nun drohe die landesweit „größte Atommüll-Transportlawine aller Zeiten“. Die Gefahren sind laut der Umweltschützer dabei unkalkulierbar. Bei einem schweren Transportunfall mit hochradioaktivem Atommüll wäre der Katastrophenschutz völlig überfordert, warnten sie.
Die Stadt Ahaus und eine Privatperson waren Anfang Dezember vor dem Oberlandesgericht für NRW mit einer Klage gegen die Einlagerung von Brennelementen in Ahaus gescheitert. Das Zwischenlager wurde in den 1980er Jahren in der westfälischen Stadt errichtet. Dort lagern bereits 329 Castoren mit hochradioaktiven Abfällen – die Genehmigung dafür endet nach Angaben der Stadt 2036. Die Betriebserlaubnis des Jülicher Lagers war bereits 2013 ausgelaufen. Mangels Alternativen lagern die radioaktiven Kugeln dort noch immer in 152 Castor-Behältern und sollen nun nach Ahaus verschoben werden.