Die ersten Kardinäle sind bereits in Rom eingetroffen. Früher war es für sie ein Wettlauf mit der Zeit, pünktlich nach Rom zu kommen für das Konklave. Ein US-Kardinal war erst im dritten Anlauf erfolgreich.
Seit Ostermontagmorgen 10.00 Uhr europäischer Zeit wissen 252 Kardinäle auf der ganzen Welt, dass ihre nächsten drei bis vier Wochen anders verlaufen als geplant. Sie konnten bereits damit beginnen, ihren Flug nach Rom zu buchen, sich um eine Unterkunft zu bemühen und ihre Aufgaben in der Heimat zu delegieren. Die offizielle Aufforderung, nach Rom zu kommen für die Beisetzung von Papst Franziskus, die Teilnahme an den Generalversammlungen und das Konklave kam per E-Mail.
Der technische Fortschritt der vergangenen 150 Jahren hat dazu beigetragen, dass es immer mehr Kardinäle pünktlich nach Rom schafften, um ihr Wahlrecht auszuüben. Spätestens seit dem Tod von Pius XII. 1958 stellt sich dieses Problem nicht mehr. Denn sie konnten seither unproblematisch ein Flugzeug besteigen, um möglichst schnell nach Rom zu reisen.
Vor ziemlich genau 150 Jahren, im März 1875, ernannte Papst Pius IX. mit John McCloskey (1810-1885), dem Erzbischof von New York, den ersten Kardinal aus einem nicht-europäischen Land. Es war der erste Schritt hin zur Internationalisierung des Kardinalskollegiums, das seit Papst Franziskus ausdrücklich bis ganz an die Ränder der Erde ausgedehnt wurde.
Beim Konklave 1878 nach dem Tod von Pius IX. war die Ausgangssituation für die Kardinäle bereits viel besser geworden. Informationen konnten in kürzester Zeit per Telegramm übermittelt werden, nicht mehr per Post oder Boten. Auch bestand die Möglichkeit, jetzt per Zug oder Dampfschiff zu reisen statt mit einer Postkutsche. Das war nicht nur erheblich bequemer, sondern auch deutlich schneller.
Aber dennoch – es war nicht immer schnell genug. Vor allem die Kardinäle aus den USA oder Lateinamerika mussten dies schmerzvoll erfahren. Kardinal McCloskey erreichte Rom 1878 fünf Tage nach Beginn des Konklaves. Da hatten die Kardinäle aber schon drei Tage zuvor Leo XIII. gewählt.
Sehr viel mehr Glück hatte Kardinal James Gibbons (1834-1921), Erzbischof von Baltimore. Er hielt sich gerade in Rom auf, als Leo XIII. im Juli 1903 starb. Daher konnte er als erster Nicht-Europäer und erster US-Amerikaner am Konklave teilnehmen. 1914 nahm mit Joaquim Arcoverde de Albuquerque Cavalcanti (1850-1934), Erzbischof von Rio de Janeiro, der erste Kardinal aus Lateinamerika an einer Papstwahl teil; aus ihr ging Benedikt XV. hervor.
Die beiden damaligen US-Kardinäle und der aus Kanada trafen zu spät ein. Sowohl 1914 wie auch 1922 verloren sie das Rennen gegen die Zeit. Ganz dumm gelaufen: Als Bostons Kardinal William Henry O’Connell 1922 in Rom eintraf, läuteten gerade die Glocken. Papst Pius XI. war soeben gewählt worden.
Nachdem er nun zweimal zu spät gekommen war, bat er den Papst, die Frist bis zum Konklave künftig zu verlängern. 1939 war er dann tatsächlich dabei – weil den Kardinälen nun 15 Tage zugestanden wurden, um das Konklave pünktlich zu erreichen. Im Hafen wurden die Kardinäle dringend an die dramatische Weltlage erinnert; denn dort lag bereits das deutsche Schiff Wilhelm Gustloff, an dem eine große Hakenkreuzfahne wehte.
Für großes Aufsehen sorgte bei dem sehr kurzen Konklave 1939 der damals der jüngste Kardinal Manuel Goncalves Cerejeira aus Lissabon. Er reiste mit dem Flugzeug an – als erster überhaupt. Angst vor dem Fliegen, die hatte auch 1958 der damals älteste Kardinal nicht. Seine Mitarbeiter hatten schon seine Teilnahme am Konklave abgesagt; aber der 92-jährige Erzbischof von Santiago de Chile, Jose Maria Caro Rodriguez, bestand darauf teilzunehmen und bestieg den Flieger nach Rom.
Mit dem Flugzeug wurde es für die Kardinäle leichter. Doch je nachdem, wo sie lebten, blieb dennoch die Anfahrt lang. Die Nachrichtenagentur UPI berichtete über ein Missgeschick, dass Kardinal Pio Taofinuu aus Samoa im Sommer 1978 erlebte. Er war mit einem Kanu unterwegs zu einem Pastoralbesuch, als das Kanu kippte; er fiel ins Meer und schnitt sich den Fuß an einer Koralle auf. Als er zurückkehrte, hörte er vom Tod Pauls VI. Von Samoa aus musste er nach Neuseeland reisen, um von dort aus das Flugzeug nach Rom zu nehmen. Unterwegs entzündete sich sein Fuß, so dass er sich vor dem Konklave sogar noch operieren lassen musste. Immerhin: Er war pünktlich.
Pünktlich war auch Kardinal Edward Aloysius Mooney, Erzbischof von Detroit. Kurz bevor 1958 das Konklave begann, legte er sich noch eben hin. Er starb im Schlaf – drei Stunden vor Beginn der Papstwahl, an einem Herzinfarkt.